Wie im letzten Blog schon angekündigt, reisten wir von der „Ruta de las flores“ zu einem spannenden Ort: San Salvador. Die Reiseempfehlung ist eigentlich, dass man die Hauptstädte Mittelamerikas meiden solle, weil sie sehr gefährlich seien. Wir hatten jedoch positives von San Salvador gehört und waren neugierig mal eine Hauptstadt zu sehen. Also fuhren wir mit dem Chickenbus dorthin.
San Benito
Als Tourist möchte man natürlich in einer sicheren Gegend übernachten. Somit blieb mehr oder weniger nur der Stadtteil „San Benito“ in San Salvador für uns übrig. Es gilt als modernes, reiches Viertel von San Salvador. So war auch mein Eindruck! Wobei ich sagen muss, dass die Stadt modern auf eine „lateinamerikanische Art und Weise“ ist. Man kann es nicht mit Europa vergleichen, ausser natürlich die hohen Restaurantpreise.
Wir waren in zwei verschiedenen Hotels und beide waren kleine, grüne Oase inmitten der Stadt. Die wir auch brauchten, denn die Hitze erschlug uns erstmal. Zuvor war es zwischen 20-25 Grad warm. In San Salvador stieg das Thermometer über 35 Grad (Spoiler: seitdem ist es auch nicht mehr heruntergegangen).
Das historische Viertel
Die Sehenswürdigkeiten der Stadt lassen sich gut an einem Tag erkunden. Dazu zählen diverse Kirchen, das Parlamentsgebäuden und einige Plazas. Das eigentliche Spektakel waren jedoch die verschiedenen Märkte. Eigentlich war die komplette Innenstadt ein einziger Markt. Überall waren Stände aufgebaut, Leute schrien durch die Preise ihre Ware durch die Gegend, laute Musik ertönte und in der Luft hang ein Essensgeruch. Klingt chaotisch & krass und das war es auch. Wir wuselten uns durch die engen Gassen und gingen auch in zwei Markthallen hinein.
Dort sind uns zwei kuriose Dinge aufgefallen: zum einen stand mitten in der Markthalle ein Fernseher, auf dem ein Matthias Schweighöfer Film auf spanisch lief (er hatte so eine richtig tiefe Latinostimme, was null gepasst hat). Zum anderen hangen überall Souveniers und Trikots herum, auf denen der Präsident Nayeb Bukele abgebildet war. Verrückt oder? Ich kenne niemanden, der in Deutschland mit einem Scholz Trikot herumläuft. Nun gut, die Salvis sind sehr stolz auf ihren Oberhaupt, Kritik ist schwierig, aber anhimmeln geht auf jeden Fall.
In der zweiten Markthalle wollten wir uns ein paar Kleidungsstücke kaufen. Unsere Klamotten sind alle ausgeleihert, dreckig (auch nach der Wäsche) und mit Löchern. In der 6stöckigen Einkaufsmarkthalle gab es auch allerlei Kleidung für 1-4 Dollar, aber wir stellten fest, dass es alles gebrauchte Kleidung war. Landen hier die Kleiderspenden von Europa? Ich weiss es nicht, vermute es aber.
Von so viel Shopping wurden wir hungrig und sind zu unserer Lieblingsbeschäftigung in Salvador übergegangen: Pupusa essen. Das sind kleine Fladenbrote aus Mais oder Reis, die gefüllt werden mit Gemüse, Bohnen oder Fleisch. Richtig lecker.
Es wird gefährlich und heiss
Wieso sind die Salvis so begeistert von ihrem Staatsoberhaupt? Ein Grund, der uns immer wieder von den Einheimischen genannt worden ist, war: Sicherheit. Die Mordrate im Land hat sich halbiert, weil hart gegen die Banden vorgegangen wurde bzw. immer noch wird. Das scheint erstmal ein grosser Erfolg zu sein, aber nicht alles was gold ist, glänzt auch… Es gibt immer noch Städte, die extrem gefährlich sind wie z.B. Soyapango oder Ilopango (die Wahrscheinlichkeit hier nachts ausgeraubt zu werden liegt bei 80%!).
Nach San Salvador reisten wir nach La Union weiter. Und wie sollte es auch anders sein: Unser Bus fuhr in Soyapango ab und fuhr durch Ilpango durch. Prima! Ich hatte etwas Sorge, die aber zum Glück unberechtigt war. Es lief reibungslos und wir kamen gegen Nachmittag in La Union an. Der Ort liegt an der Ostküste und ist untouristisch. Viele Unterkünfte gab es dort nicht, weshalb wir eine nahmen, die auf google gute Bewertungen hatte.
Nachdem wir eincheckten, liefen wir noch den Ort und versuchten herauszufinden,wie wir am besten am nächsten Tag auf die Inseln im Golf von Fonseca kommen. Das gestaltete sich schwieriger als gedacht, weil die Fischer uns abzocken wollten und wir keinen Touranbieter fanden. Als wir schon fast aufgaben, liefen wir Mario über den Weg. Seine Handynummer hatten wir auf einigen Reiseblogs gefunden und Felix hatte ihn angeschrieben, wegen dem Transfer nach Nicaragua. Als er vor uns stand, wussten wir dennoch nicht, dass er es war. Erst als er uns seine Nummer gab, merkten wir, dass er es war! Er organisierte uns eine Tour für den nächsten Tag und wir konnten entspannt unsere Pupusas essen gehen.
Die Nacht war grauenvoll. Unser Zimmer hatte einen Ventilator und eine Klimaanlage. Ventilator kostete 12 Dollar und Klimaanlage 30 Dollar. Krasser Unterschied, weshalb wir uns für den Ventilator entschieden. Was sich als Fehler herausstellte, denn wir hätten genauso gut in einer Sauna schlafen können. Der Schweiss hörte nicht auf zu laufen, wir und unser Bett waren klatschnass. Felix schlief ein bisschen, aber sehr unruhig und schlug dabei auch um sich. Ich habe kaum geschlafen, denn zu allem Übel gesellte sich noch eine grosse Spinne zu mir, die ich einfach nicht fangen konnte. OH MAN! Sehr müde und benommen von der Nacht, entschieden wir die Unterkunft zu wechseln. Wir rasten also noch vor dem Bootsausflug durch die Stadt, schauten uns eine andere Unterkunft an (mit Klimaanlage), brachten unser Gepäck dorthin und gingen dann auf den Bootsausflug. Was ein Stress!
Golf von Fonseca
Wir kamen zu spät zum Pier, aber glücklicherweise kamen die anderen Mitreisenden noch später als wir. An Bord waren Hauptstädter und eine Deutsche, die in San Salvador lebt und im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit arbeitet. Sie sprach fliessend Spanisch und übersetzte uns einiges.
Wir fuhren mit dem Boot erstmal die Küste entlang, vorbei am grossen Hafen. Vor Jahren wurde nämlich in La Union investiert um einen riesigen Hafen zu bauen. Der Guide sagte, dass die Regierung sich verkalkuliert hat. Die Deutsch erklärte uns aber, dass das nicht ganz korrekt sei. Als der Bau fertig war, stieg der Meeresuntergrund an. Die Flüsse von El Salvador, Honduras und Nicaragua brachten sehr viel Schlamm in die Bucht, sodass der Untergrund sich um 2 Meter erhöhte und das Wasser somit nicht mehr tief genug ist für die Schiffe. Seitdem liegt der Hafen still. Total doof, erklärt aber auch, wieso das Wasser in der Bucht so dreckig war.
Danach fuhren wir mit dem Boot weiter um einige Inseln herum bis wir auf der Insel Zacatilo hielte. Dort hatten wir mehrere Stunden Aufenthalt um zu baden, essen oder wandern. Wir machten alles drei. Zuerst ein bisschen wandern, was aber bei der Hitze wenig Spass machte. Dann assen wir einen super leckeren Fisch und gingen zum Schluss noch baden. Das Wasser war sehr warm und echt dreckig, man hat nichts gesehen. Danach ging es für uns zurück nach La Union. Die Bootsfahrt war diesmal sehr wackelig, da es windig war und die Wellen höher waren. Felix wurde klatschnass und ich auch, was uns aber nicht davon abhielt, erstmal Pupusas essen zu gehen.
Conchagua
In unserer Unterkunft lernten wir zwei nette Australier kennen, mit denen wir am nächsten Tag einen weiteren Ausflug machten. Wir fuhren mit einem Jepp auf den Vulkan Conchagua. Die Fahrt dauerte eine Stunde und war sehr wild! Man musste sich wirklich gut festhalten um nicht hin und her geschleudert zu werden. Was für eine Gaudi!
Oben angekommen waren wir leider ein bisschen enttäuscht. Es ist so heiss in La Union, dass eine Art Smog oder Dunst über der Region hängt. Deswegen hatten wir leider einen schlechten Ausblick und konnten nur eine Insel erkennen, normalerweise kann man bis Nicaragua sehen… Interessant war es dennoch, da wir zu Fuss noch ein bisschen die spitze erkundeten. Auch dieser Tag endete mit einem Gang zu unseren Lieblings-Pupusa-Restaurant.
Es gehört einfach dazu…
Alle lateinamerikanischen Ländern vereint ein Problem: die (Waffen-)Gewalt. Um dessen Herr zu werden und die Banden einzuschüchtern, sieht man überall Wachpersonal und Polizei. In Guatemala war es weniger, aber in El Salvador war es ähnlich viel wie in Mexiko. Egal, ob in der Stadt oder in der Natur, überall kannst du schwerbewaffnete Polizisten sehen. Als ich sie zum ersten Mal am Strand gesehen habe, war ich kurz irritiert. Mittlerweile bin ich es aber gewohnt und es gehört für mich so dazu, wie es für die Einheimischen dazu gehört. Mit einigen Polizisten habe ich auch schon gesprochen. Sie waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. Am Vulkan Conchagua haben wir sogar ein paar Bilder mit ihnen geschossen:
Zum Abschluss möchte ich dir nahelegen, dieses kleine süsse Land namens El Salvador mal zu besuchen. Es ist nicht gefährlicher als andere lateinamerikanischen Länder. Und die Menschen gehören meiner Meinung nach zu den freundlichsten Menschen auf dieser Welt. Wir haben uns als Touristen in El Salvador so willkommen gefühlt, wie in keinem anderen Land auf dieser Reise!
Für uns wars das erstmal mit El Salvador, denn es geht weiter in unser zwanzigstes Reiseland: Nicaragua.
verfasst am 16.Mai 2023 in San Juan del Sur