Jaipur ist die dritte Stadt des goldenen Dreiecks und auch die Hauptstadt des Staates Rajasthan. Wie so viele indische Städte ist auch sie eine Millionenmetropole. Für Jaipur hatten wir zwei Tage eingeplant und uns einen Couchsurfer ausgesucht. Couchsurfing bedeutet, dass wir kostenfrei bei unserem Host Deepak wohnen durften. Aber der grosse Unterschied war diesmal, dass Deepak ein Hotel besass und uns ein Zimmer davon zur Verfügung gestellt hatte. WOW! Das war schon krass, da wir den Luxus eines Hotels hatten und nichts dafür bezahlen mussten. Zudem war das Hotel noch in einer sehr schicken Gegend von Jaipur, in der wir uns sofort wohl fühlten. Leider haben wir jedoch Deepak nicht gesehen, da er beruflich in Delhi war. Sehr schade!
Ich schrieb deshalb über Couchsurfing einen anderen Einheimischen an: Jitendra. Und wir hatten riesiges Glück, denn Jitendra ist ein leidenschaftlicher Reisender und wir hatten zwei echt tolle Tage mit ihm!
Das Abenteuer in Jaipur beginnt
Jitendra war so nett und holte Felix und mich morgens mit seinem Auto am Hotel ab. Als erstes wollten wir zur «Amber Festung» fahren, da sie die schönste und bekannteste Festung in Jaipur ist. Sie liegt ein bisschen ausserhalb bzw. auf der anderen Seite von Jaipur von unserem Hotel aus gesehen. Die Fahrt durch das Zentrum Jaipurs war chaotisch, eben typisch indisch.
An der Festung gab es zwei Parkplätze: der eine war unten am See, der andere oben an der Festung. Da es bereits sehr heiss war, entschieden wir uns für den oberen Parkplatz. Es stellte sich heraus, dass das ein Fehler war, denn wir standen über eine Stunde im Stau. Was wohl daran lag, dass noch Diwali Ferien und zusätzlich Wochenende war. Wir konnten leider den Stau auch nicht umgehen, da die Strassen so eng waren, dass wir nicht wenden konnten. In Serpentinen ging es die Festung hoch und dabei passierte es: die Handbremse von Jitendra griff nicht richtig und wir «küssten» das Auto hinter uns. Aber hey, das ist Indien, alles easy! Keiner regte sich auf, stattdessen kam ein Jeepfahrer, der am Strassenrand stand und fuhr für Jitendra sicher das Auto auf den Parkplatz. Was für eine Hilfsbereitschaft.
Alt versus Neu
Zunächst haben wir uns die alte Amber Festung angeschaut, welche sehr riesig war. Es gab dort einen netten Tempel, einen Spiegelsaal, farbenprächtige Räume und einen tollen Ausblick über die Stadt.
Danach waren wir ziemlich durchgeschwitzt und sind erstmal indisch essen gegangen. Beim Essen schlug Jitendra vor, dass wir mal eine andere Seite von Indien erleben könnten: es gebe ein Viertel, etwas ausserhalb von Jaipur, in dem sich die 5 Sterne Hotels aneinander reihen würden. Also fuhren wir dorthin und besuchten eines. Da Felix und ich weisse Touristen sind, wurden wir wie Reiche behandelt und durften ohne Probleme uns das Hotel ansehen. Ich mag so eine Sonderbehandlung nicht und empfinde es als Rassismus: denn die Hautfarbe sagt nichts über meinen Kontostand aus.
So viele Menschen in Jaipur
Da wir uns ein Komibticket für Jaipur gekauft haben, in dem die Eintritte für 10 Sehenswürdigkeiten inkludiert waren, besuchten wir noch zwei andere Gebäuden. Als erstes sind wir zum bekannten «Hawa Mahal» gegangen. Es steht mitten in der Innenstadt und es war ein kleiner Kampf um einen schönen Ausblick auf das Gebäude zu haben, weil jeder ein Bild davon haben wollte:
Wie du siehst, hat das Gebäude eine spezielle Farbe. Sie wird «pink» genannt, obwohl es eigentlich mehr terracotta ist. Aber pink galt damals als die Farbe der Gastfreundlichkeit, weshalb der König anordnete, alle Gebäuden der Innenstadt (terraccota) pink zu streichen. Deshalb wir Jaipur auch die «Pinke Stadt von Rajasthan» genannt. Zu recht! Wir sind danach auch in das Gebäude gegangen und wir waren uns einig, dass wir noch nie in eine Sehenswürdigkeit besucht haben, die so überfüllt und laut war. Das war echt krass, Indien setzt hier echt Superlativen. Wir haben es trotzdem geniessen können.
Als letztes wollten wir «Jantar Mantar» besuchen, was ein Observatorium ist. Wir kamen leider zeitlich etwas zu spät, da die Sonne schon am Untergehen war. Auf dem Weg dorthin zeigte uns Jitendra noch ein bisschen das Streetfood von Jaipur. Das war nicht nur sehr lecker, sondern wurde auch genaustens von den Affen beobachtet.
Auf dem Rückweg zum Auto sind wir zufällig noch an einem Krishna Tempel vorbei. Auf dem ersten Blick war er ein typischer Hindu Tempel. Aber dann sind wir eine kleine Runde gelaufen und haben die wahre Schönheit des Tempels gesehen: einen Gang voller Gemälden.
Zum Abschluss zeigte uns Jitendra noch ein Highlight, was wir in keinem Reiseführer gelesen hatten: Choki Dhani. Es ist schwer diesen Ort zu beschreiben. Es ist wie ein Freizeitpark über die indische Kultur. Man kann hier super lecker Thali essen, Kamele/Elefanten und Kühe bestaunen, sich Henna malen lassen, diverse Souveniere einkaufen, tanzen und Shows zusehen. Der Abend war sehr schön und wir freuten uns schon auf den nächsten Tag mit Jitendra.
Letzter Tag in Jaipur
Am nächsten Morgen wachte ich leider mit Halsschmerzen auf. Ich hoffte aber, dass sie im Laufe des Tages wieder verschwinden würden… (Spoiler: taten sie nicht).Jitendra holte uns wieder mit seinem Auto ab und diesmal führen wir auf eine andere Festung. Sie hiess «Nahargarh Festung». Die Fahrt dorthin war wiedermal spannend: der Verkehr in indischen Städten ist ja eine Katastrophe. Jetzt darfst du dir das Ganze mal auf einem Berg vorstellen… So ein wildes Durcheinander. Auch hier gab es Probleme mit der Handbremse, die ich diesmal löste. In mir schlägt halt doch das «deutsche Fahrblut» 🙂 Die Aussicht auf die Stadt war wunderschön von der Festung aus. Aber nicht nur das, auch die Räume in der Festung waren sehr interessant. Sie waren farbenprächtig und hatten tolle Motive. Ein Sicherheitsmann entschloss sich kurzerhand uns herumzuführen und erklärte uns auch einiges.
Mein Lieblingsgeschichte hat mit folgenden Bilder zu tun. Erkennst du was es ist:
Genau, die Scheide einer Frau und der Penis eines Mannes. Damit dekorierte der König den Raum. Ganz schön neckisch dieser König. Hier liegt wohl auch der Ursprung des Kamasutras.
Bei der Rückfahrt sind wir noch am Jal Mahal vorbeigefahren. Das war ein Schloss mitten auf dem See. Der See darf leider nicht zum schwimmen oder Boot fahren genutzt werden. Dreckig ist er dennoch.
Indien hat die schönsten Homestays
Zum Abschluss hat uns Jitendra noch zu einer Freundin gebracht, die ein Homestay führt. Ich muss sagen, ich bin mittlerweile ein Fan von Homestays geworden. In Delhi hatten wir einen tollen Aufenthalt in einem Homestay und auch das was uns in Jaipur gezeigt wurde, war wunderschön. Die Inhaber waren total nett und freundlich zu uns. Mit einem Tee und Limo liessen wir den Tag ausklingen.
Danach war es leider soweit und wir mussten uns von Jitendra verabschieden. Ohne ihn wäre Jaipur definitiv nicht so schön gewesen wie es war. Herzlichen Dank!
Verfasst am 11.November 2022 in Mumbai