Als wir die Küste von Oaxaca verliessen, wurde ich etwas wehmütig. Von toller Entspannung am Meer zur anstrengenden Busfahrt! Unser nächster Halt war nämlich „Tuxtla“, die Hauptstadt vom Bundesstaat Chiapas. Dieser grenzt zwar direkt an Oaxaca, dennoch waren es 700km Busfahrt durch die Berge, was bedeutet, dass wir 11 Stunden gebraucht haben. Ich war etwas nervös, denn die Busfahrt ging über Nacht (davon wird eigentlich abgeraten, aber wir hatten auch viel Positives gehört). Die Fahrt war auch unproblematisch, abgesehen davon, dass der Bus extrem kalt war. Ich war sehr froh um meine Fleecejacke und meine dicke Jogginghose. Schon verrückt, dass die Mexikaner (die nicht in den Bergen leben) eigentlich nur warme Kleidung für die Busse benötigen….
So schön untouristisch
Müde kamen wir in Tuxtla an und ich freute mich, weil es schön sonnig und warm war. Da konnte ich mich erstmal aufwärmen. Wir gingen direkt zu unserem Hostel, frühstückten dort und checkten ein. Danach schauten wir uns die Stadt an. Hier ergibt sich ein ganz anderes Stadtbild als in den Städten zuvor, denn Touristen sind sehr rar. Auf uns wirkte die Stadt sehr authentisch: es gab überall kleine Strassenstände und viele Märkte, die sorgten für Chaos und weniger Strukturen. Das mögen wir ja gerne 🙂
Vom Zentrum nahmen wir dann ein Collectivo nach „Copoya“, einem kleinen Vorort, was auf einem der Hügel liegt, die Tuxtla umgeben. In Copoya herrschte eine ziemlich ruhige Atmosphäre. Ich vermute es lag daran, dass wir Mittags dort waren und die Einwohner Siesta gehalten haben. Wir schlenderten ein bisschen durch die Strassen, winkten einigen alten Herren, die aus ihren Vorgärten grüssten und bewunderten die bunten Häusern. Zum Schluss stiegen wir noch die Treppen zur bekanntesten Sehenswürdigkeit hinauf: der Christus Statue. Sie ist 48m hoch und damit die grösste der Welt (jaaa, sogar grösser als die in Rio!). Sie war nicht sonderlich spektakulär, dafür aber der Ausblick auf die Stadt.
Man merkte in der Stadt, dass die Einheimischen nicht so viele Touristen gewohnt waren. Hier und a wurde ein Gespräch mit uns gesucht. Eine Dame war besonders niedlich: sie wollte mir ein Eis geben, weil ich so verschwitzt war. Als ich ablehnte, hielt sie mir die Sonnencreme hin, damit ich keinen Sonnenbrand bekomme.
Der Canyon
Am nächsten Tag hatten wir eine geführte Tour über unser Hostel gebucht. Es ging zum „Canon del Sumidero“, der direkt an Tuxtla grenzt. Wir fuhren rund 2 Stunden mit dem Boot durch den Canon, was ziemlich beeindruckend war. Wir sahen auch ein Krokodil und mehrere Äffchen, die an den Bäumen herumsprangen.
Vor dem Ausflug ist mir aufgefallen, dass ich meinen Hut verloren hatte. Also band ich mir ein Tshirt um, zum Glück. Felix hatte auch kein Glück, er verlor durch den Fahrtwind seine Cap. Nun sind wir beide ohne Kopfbedeckung…
Nach der Bootstour hatten wir noch Zeit in „Chiapa del Corzo“, einem „puebla magico“. Das sind Orte, die besonders hübsch sind. Nur ist da das Problem, dass sie am Osterwochenende auch sehr überfüllt sind. Hübsch war es trotzdem! Nach 2 Stunden hatten wir aber genug und waren froh, als wir zu den Aussichtsplattformen fuhren.
Ostern mal anders
Am nächsten Tag verliessen wir Tuxtla auch schon und fuhren weiter nach „San Cristobal de las casas“. Die Stadt ist sehr beliebt bei Touristen auf Grund der hübschen Gässchen mit bunten Häusern und der Kulinarik. Ausserdem ist es einer der „Top Plätze“ um Ostern zu feiern. Und deshalb dachten wir wir bleiben mal 3 Tage dort und erleben das mit. Es war definitiv ganz anders als wir Ostern bisher kannten!
Die Kirchen waren komplett voll (na, deutsche Pfarrer, seid ihr neidisch ;-)) und das Zentrum war geschmückt mit ganz vielen Blumen.
Das grösste Highlight war jedoch der Osterumzug. Er war wie ein Karnevalsumzug mit tollen Kostümen, viel Musik und einigen Süssigkeiten. Da ich dieses Jahr ja Fastnacht verpasst hatte, war das ein super Ausgleich für mich.
Bisschen runterfahren
Abgesehen von Ostern liessen wir es jedoch etwas ruhiger angehen in San Cristobal de las casas. Grund war, dass unsere Körper diese ständige Klimawechselzonen ganz schön merkte und wir schlapp waren. Zuvor an der Pazifik Küste war es super heiss mit hoher Luftfeuchtigkeit gewesen. San Cristobal hingegen liegt auf 2200m und wir erlebten einen Temperatursturz um 18 Grad (nachts). Und ich hasse es einfach, dass diese Häuser null isoliert sind. Es war richtig kalt und die Luft natürlich dünner.
Wir erkundeten nur noch ein bisschen die Stadt und fuhren an einem Tag nach Chamula, einem Nachbardorf. Dort lebt die mayanische Bevölkerung der Tzotzlis. Sie haben sehr interessante Bräuche und Rituale. So hängen sie an ihre Haustüren ausgestopfte Rinderköpfe, legen Piniengrässer auf den Kirchboden und zünden massenweise Kerzen an und trinken sehr viel Fanta/Cola, um das Böse durch Rülpsen zu vertreiben. Spannend oder? Wir besuchten dort die neue Kirche und auch eine zerfallene Kirche, um die ein Friedhof liegt.
Fazit
Unser Zeit in Mexiko geht hiermit nun zu Ende. Du hast bestimmt beim Lesen gemerkt, dass es mir hier sehr gut gefallen hat. Worauf ich bisher weniger eingegangen bin, ist das Thema „Sicherheit“. Dazu will ich kurz noch ein bisschen was schreiben:
Ich habe mich durchweg sehr, sehr sicher in Mexiko gefühlt. Es gab eine Situation, in der ich doof von einem Betrunken angemacht worden bin, aber da ist sofort ein Sicherheitsmann gekommen und hat es geklärt (schön wäre es, wenn das in Frankfurt auch mal so sein würde….!). Ansonsten waren die Mexikaner sehr hilfsbereit und respektvoll.
Ich habe wahrgenommen, dass die meisten Häuser Stacheldrahtzäune und Überwachungskameras haben, und das Aufgebot an Polizisten (mit Gewehren) extrem hoch ist. Diese Sicherheitsmassnahmen zeigen, dass es zahlreiche Gewaltdelikte geben muss. Wenn du dich aber an die bekannten Regeln hälst (keine Wertsachen offen herumtragen, nicht alleine nachts unterwegs sein etc), bist du als Tourist in einer „Blase“ und die Wahrscheinlichkeit überfallen zu werden, ist dann so hoch wie in Frankfurt.
Ich hoffe sehr, dass es in den anderen mittelamerikanischen Ländern auch so sein wird…
verfasst am 11. April 2023 in San Cristobal de las casas