Das echte Georgien

Von Batumi ging es über Kutassi bis nach Achalziche. Zunächst sind wir mit dem Zug von Batumi nach Kutaissi gefahren. Der Fahrkartenverkauf ist etwas mittelalterlich in Georgien. Es gab zwei Ticketschalter, aber nur einer hat Karten verkauft, am anderen langweilte sich die Mitarbeiterin. Die Tickets für den 8:15Uhr Zug wurden aber nur ab 8:00 Uhr verkauft, obwohl der Schalter um 6:30Uhr geöffnet hat. Kein Wunder also, dass die Georgier sich alle vordrängelten, da sie Angst haben kein Ticket mehr zu bekommen. Felix hatte darauf keine Lust und ich boxte mich durch.

Der Zug nach Kutaissi dauert 4 Stunden, obwohl die Stadt nur 150km entferntist. Die Sitze waren auch ziemlich unbequem, von daher war ich froh als wir in Kutaissi ankamen.

Zug nach Kutaissi

Der Kessel Kutaissi

In Kutaissi war es sooo warm als wir dort angekommen sind. 41 Grad! So warm hatten wir es noch nicht mal in der Türkei gehabt. Aber der Hotelinhaber Nickos hat uns auch erklärt wieso: zum einen liegt Kutaissi umgeben von Hügeln, weshalb es eine „Kessel Wirkung“ hat. Zum anderen wird es immer sehr heiss bevor der Regen kommt… Strahlend sagte Nickos uns, dass es endlich regnen solle die nächsten Tage. Wir sind erstmal etwas Essen gegangen und haben danach einen kleinen Spaziergang durch Kutaissi gemacht. Kutaissi ist wenig touristisch, weshalb mir die Stadt mehr „georgianisch“ als Batumi vorkam. An unserem Anreisetag war zudem ein kleines Festival mit Livemusik und vielen Weinständen in der Innenstadt. Das heisst die Georgier waren auf dem Marktplatz versammelt und feierten, was sehr schön war.

Kutaissi

Als wir abends ins Hotel zurückkehrte, hörte ich ein seltsames Geräusch. Ich konnte es zuerst nicht zuordnen und schaute im Garten nach was es sein könnte. Und da sah ich es: kleine Hundwelpen! Wie ich mich freute. Nickos kam dazu, machte uns Licht an und stellte uns die Welpen vor.

Welpen in Kutaissi

Sie seien von einer Strassenhündin, die seinen Garten als Geburtsort der Kleinen gewählt habe. Er pflege sie aktuell, aber nächste Woche werden sie wohl vom Tierschutzverein abgeholt. Wir unterhielten uns noch etwas mit Nickos und beobachteten dabei die Welpen.

Am nächsten Tag wollten wir nach Achalziche aufbrechen und standen deshalb sehr früh auf, weil wir nicht wussten wie die Busse dorthin fahren und wie oft wir umsteigen müssen. Püntklich zum ersten Bus standen wir also an der Haltestelle und fuhren zum Busbahnhof. Dort stellte sich heraus, dass es einen Direktbus nach Achalziche gibt, jipiih!

Das historische Achalziche

Die Busfahrt nach Achalziche war ziemlich mühsam. Wir hatten einen alten Bus und fuhren nicht allzu schnell… Nach 4,5 Stunden kamen wir aber endlich an und gingen zuerst in unser Hotel. Wobei unser Hotel kein richtiges war, sondern ein „family stay“, was wir auch bewusst so ausgesucht hatten. Wir wurden sehr herzlich von der Inhaberin begrüsst, die jedoch wenig Englisch sprach. Sie machte uns erstmal einen Tee und wir unterhielten uns soweit es ging. Der Bruder der Besitzerin bot uns für den nächsten Tag eine private Tour nach „Vardzia“ an, die wir auch dankend annahmen.

Wir wollten noch auf die Burg „Rabat“ hoch, die direkt hinter unserem Homestay lag, aber wir waren zu hungrig. Also suchten wir erstmal ein Restaurant. Felix hat eines auf „happy cow“* entdeckt, welches sehr gut klang. Vor Ort haben wir dann aber bemerkt, dass es das Restaurant nicht mehr gibt. Also liefen wir wieder zurück und auf einmal deutete Felix auf ein anderes Restaurant, was das gleiche Logo hatte. Also gingen wir hinein, was defintiv eine gute Entscheidung war. Das Essen war sehr lecker und wir waren die einzigen Gäste, weshalb es schnell ging.

Gestärkt sind wir danach zur Burg Rabat gelaufen. Wow, was für ein schöner Ort! Wir haben binnen kurzer Zeit so viele Bilder geschossen, weil die Burg einfach so fotogen ist und so viele schöne Ecken hat. Leider zog aber auch ein Gewitter auf, weshalb wir uns nicht alles ansehen konnten. Was aber nicht schlimm war, wir waren auch so genug geflasht davon.

Das magische Vardzia

Am nächsten Tag hatten wir unsere Tour nach Vardzia gebucht. Morgens frühstückte ich meinen Haferbrei in der Küche, als die Familie dazukam. Sie liessen mich allerlei georgische Köstlichkeiten kosten. Auch wenn ich teilweise ablehnte, musste ich es zum Schluss essen, weil mein „nein“ nicht akzeptiert wurde, ich solle doch wenigstens mal probieren. Im Homestay war es eine Gratwanderung zwischen „gastfreundlich“ und „kontrollierend“. Man konnte sich leider nicht frei bewegen, denn die Familie war omnipräsent.

Der Ausflug war wunderschön. Das Tal um Vardzia herum ist malerisch. In der Mitte fliesst ein Fluss (unser Guide hat mehrere Namen dafür benutzt, ich weiss immer noch nicht welcher stimmt), am Ufer stehen Bäume und die Berge sind kahl. Auf dem Hinweg hielten wir an einer alten Burg an. Um diese wird sich leider wenig gekümmert, weshalb nur noch wenig davon übrig ist.

Burg

Dann kamen wir in Vardzia an. Darunter versteht man die alten Höhlen, die unter dem König Tamar gebaut worden sind. Eine ganze Stadt hatte darin Platz und es gab wirklich alles in den Höhlen, von Apotheke bis zum Weinkeller. Auch heute leben noch 8 Mönche in den Höhlen, im Sommer wie im Winter. Wir haben auch 3 Mönche gesehen, was ich sehr schön fand. Sie pflegen ihre Pflanzen sehr und was ich sehen konnte, sehen auch ihre Höhlen schön aus. Ich kann es mir dennoch nicht vorstellen, wie man den Winter darin überlebt…

Wir sind zwei Stunden durch Vardzia gelaufen, bevor wir zu den anderen Sehenswürdigkeiten aufgebrochen sind. Der Guide wollte uns noch andere Höhlen zeigen, diese hatten aber geschlossen. Also sind wir zur „Khertvisi Festung“ gefahren. Wir sind aber nicht hineingegangen. Felix hatte Lust zu wandern und ist einen Hügel hinaufgeklettert. Ich bin nur ein kleines Stücken mit und habe mich dann auf die Parkbank gelegt um einen Mittagsschlaf zu machen… Wobei ich aber geweckt wurde, weil ein Strassenhund kam und meine Bank angepinkelt hat. Danke für nichts…
Die Festung ist traumhaft gelegen und die Bilder sind dementsprechend auch atemberaubend geworden.

Danach ging es zur letzten Station: dem Sapara Kloster. Die Fahrt dahin ging durch den Wald, was ein bisschen Abwechslung war, da die Gegend bisher sehr kahl war.

Wir hatten zunächst verstanden, dass es Eintritt kostet und haben uns dann gewundert, warum niemand Geld von uns verlangte. Auf der Heimfahrt haben wir aber dann verstanden, was unser Guide meinte: er wollte extra Geld haben, weil das Kloster nicht zum eigentlichen Programm gehört… Naja gut, also bezahlten wir. Für uns hat es sich auch gelohnt, da wir das Kloster sehr schön fanden.

Am Abend wurde im Homestay noch für uns gekocht und wir liessen es uns gut schmecken.

Essen in Achalziche

Am nächsten Tag hiess es für uns auch schon Abschied nehmen, denn wir wollten weiter nach Tiflis. Der Minibus Fahrer hat uns auch freundlich auf Deutsch begrüsst, da er in Deutschland gelebt hat und seine Kinder dort geblieben sind. Er sprach besser deutsch als er Auto gefahren ist… Die Autobahn war eine Rennbahn für ihn und binnen 2 Stunden waren wir in Tiflis! Wow!

verfasst am 13. September 2022 in Tiflis

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert