Das „goldende Dreieck“ liegt in Nordindien und besteht aus den Städten Agra, Delhi und Jaipur. Wenn du nämlich die drei Städte miteinander verbindest, ergibt sich die Form eines Dreieicks. Daher der Name. Wir wollten uns das komplette goldene Dreieick ansehen und sind deshalb nach unserem Delhi Besuch weiter nach Agra gefahren.
Zugfahrt nach Agra
Agra ist von Delhi aus einfach mit dem Zug zu erreichen. Die Fahrt dauert 2,5 Stunden und führt durch den Bundesstaat „Uttar Pradesh“, in dem Agra auch liegt.
ie Landschaft war ziemlich grün, da auch gerade die Regenzeit geendet ist. Die Gegend war sehr arm und es lag viel Müll neben den Gleisen, in denen die Affen, Hunde und Kühe nach Essbarem suchten. Die Häuser wirkten heruntergekommen bzw. bestanden teilweise nur aus einer Plane.
Immer wieder entdeckte ich Menschen, die in Bächen oder im Dreck ihre Notdurft verrichteten. Ich fühlte mich wie im Kino: ich sitze im sicheren, klimatisierten Zug, schaue aus dem Fenster und beobachte wie eine vollkommen andere Welt an mir vorbeizieht. Nur war das natürlich kein Kinofilm, sondern die Realität. Und mit dieser wurden wir dann auch schnell in Agra konfrontiert.
Ich fühle mich gar nicht wohl
Auf den Bahnsteigen in Agra war einiges los: überall sassen Menschen essend auf dem Boden oder machten einen Mittagsschlaf. Ich hatte hier schon ein komisches Gefühl und bat Felix, schonmal ein Uber Taxi zu bestellen. Um das Bahnhofsgebäude zu verlassen, mussten wir durch eine Schranke hindurch, wovor sich eine Menschenmenge gebildet hatte. Die meisten davon natürlich indische Männer. Ich wollte so schnell wie möglich durch! Aber es kam dennoch wie es kommen musste: die Männer sprachen mich mit „sexy woman“ an und fingen an meinen Körper zu betatschen. Obwohl Felix direkt vor mir lief! In mir stieg nicht nur Ekel, sondern auch Wut auf.
Weiter ging es zum Vorplatz des Bahnhofes, wo es noch chaotischer Dank der vielen Essenständen und Rikschas war. Hier spürte ich plötzlich wieder Hände an mir. Diesmal waren es zwei bettelnde Kinder. Mit einem aggressiv „nein“ wendete ich mich abrupt von ihnen ab. So sehr mir die Kinder auch leid tun, musste ich dennoch so grob reagieren aus Selbstschutz Gründen. Denn bettelndene Kinder können flinke Hände haben und einen schnell ausrauben. Hinzu kommt, dass es meist Banden sind, mit denen man sich besser nicht anlegen bzw. auch deren „Arbeit“ nicht unterstützen sollte.
Kaum waren die Kinder weg, stand aus dem Nichts unser Taxifahrer vor uns, der uns in dem Chaos gesucht hatte. Denn er sagte, es sei für ihn einfacher gewesen uns „Weise“ in der Menge zu finden als andersherum. Wunderbar! Er fuhr uns direkt zu unserem Gasthaus, welches im südlichen Stadtzentrum lag. Die Unterkunft war in Ordnung und unser Gastgeber Max sehr zuvorkommend.
Dennoch fühlte ich mich immer noch nicht wohl, da die Umgebung des Gasthauses dreckig, laut und stinkig war. Der Bach vor dem Gasthaus war komplett zugemüllt und stank. Zudem sind überall aggressive Affen herum gerannt.
Mein zweites Weltwunder
Wir sind aus einem guten Grund nach Agra gekommen: dem Taj Mahal! Nach einer fast schlaflosen Nacht sind wir um 4:30Uhr aufgestanden, haben kurz gefrühstückt und sind dann mit der Rikscha zum Gate des Taj Mahals gefahren. Es war noch dunkel als wir dort ankamen. Felix wurde an der Kasse kurz abgezockt, da wir als einzige Touristen kein Trinkwasser bekamen. Das ist normalerweise bei den Eintrittskarten inkludiert, da Essen&Trinken sonst im Taj Mahal wegen der Affen verboten wurde. Naja, sind wir halt ohne Wasser rein…
Der Taj Mahal ist wirklich sehr beeindruckend! Es ist ein riesiges Gebäude, was sehr prachtvoll wirkt.
Nicht nur wir haben einige Fotos gemacht, sondern auch viele Inder von uns. Teilweise wurden wir gefragt und haben dann auch zugestimmt ein Foto zu schiessen. Teilweise wurden aber auch einfach Fotos gemacht, ohne zu Fragen. Einmal war es besonders lustig. Mir wurde ein indisches Kind auf den Arm gegeben für die Fotos. Die Eltern machten das Foto und unterhielten sich dann ohne mir das Kind abzunehmen. In dem Moment kam eine neue Familie und machte mit mir Fotos und ich hatte noch das andere Kind auf dem Arm 🙂
Nach drei Stunden Taj Mahal waren wir dann nicht nur durstig, sondern auch hungrig und sind noch in eine Rooftop Bar gegangen. Von dort aus hatten wir ebenfalls nochmal einen schönen Ausblick.
Die Schattenseite von Indien
Danach sind wir zu Fuss zu unserer Unterkunft gelaufen und haben dort etwas mit Max geredet. Max sagte, er wünsche sich Veränderungen in Agra. So habe er Bäume an den Bach gepflanzt und habe versucht die Strasse sauber zu halten. Es habe nicht funktioniert, weil seine Nachbar dagegen gewesen seien und ihn beleidigten. Agra leide unter der niedrigen Bildungsquote. Weitere Probleme seien die Moskitos (haben wir gemerkt) und die Affen (haben wir auch gemerkt).
So schön wie das Taj Mahal auch ist, so hässlich ist Agra. Pure Armut, die einen wirklich traurig machen kann. Ich war froh, als wir am nächsten Tag wieder weitergezogen sind. Diesmal hatten wir uns einen privaten Taxifahrer organisiert, der uns in 5,5 Stunden nach Jaipur fuhr. Auf dem Weg dorthin hielten wir noch an einem Stufenbrunnen. Er war ganz nett dort und mich hat es auch beeindruckt, dass die Menschen früher so viele Stufen gehen mussten um Wasser zu holen. Im Wasser haben wir auch eine Shcildkröte entdeckt. Aber wir mussten für diese Attraktion 7 Euro bezahlen, was wir dann schon sehr überteuert fanden. Wir fühlten uns ziemlich abgezockt und würden es nicht weiterempfehlen.
Abends sind wir dann müde in Jaipur angekommen. Wir haben dort sehr viel erlebt, deshalb gibt es einen zweiten Teil von dem „goldenen Dreieck“.
verfasst am 10.November 2022 in Mumbai