Vor jedem Reiseland lese ich mich sehr gerne ein, sowohl im Reiseführer als auch online auf verschiedenen Blogs. Hier zeigte sich aber schnell ein klares Bild: über Belgrad kann man einiges lesen, teilweise noch über Novi Sad. That’s it! Na super, dachten wir uns, wir wollen ja nicht nur die serbischen Städte sehen. Also haben wir in unseren Hostels bei den anderen Reisenden erkundigt. Auch hier ein klares Bild: Belgrad und Novi Sad haben alle gesehen, keiner war im Umland… Wir haben uns nicht entmutigen lassen und haben uns trotzdem in den wilden Westen Serbiens getraut. Wie einfach/schwer das war, kannst du hier lesen:
Von Belgrad aus sind wir mit dem Bus nach Zlatibor gefahren. Die Fahrzeit betrug ungefähr 4,5 Stunden. In Zlatibor hatten wir uns ein Appartment gebucht… Da ich keinerlei Antwort von dem Inhaber bekommen habe, sind wir einfach zur Adresse gelaufen. Dort war eine Boutique und die Inhaberin kannte das Appartment nicht. Wie kann das sein? Wir blieben verwirrt davor stehen und gingen dann auf das Grundstück. Hier sprachen uns zwei weitere auf serbisch an, was wir nicht verstanden haben. Also warteten wir einen Moment und glücklicherweise kam dann der Host Vladan um die Ecke. Auch er spricht nur gebrochen Englisch und benutzt meist den übersetzer um uns etwas mitzuteilen. Sein liebstes Wort ist aber „okay okay“.
Was ist das für ein Ort?
Zlatibor ist einfach verrückt! Die Serben scheinen diesen Ort zu lieben und bis vor kurzem auch wohl die Russen. Wir fragen uns aber, wieso? Es gibt hier ein paar Hügel und das Gebirge Tara ist um die Ecke… Aber die Stadt hat keinen Flair, überall sind nur riesige Hochhäuser oder Baustellen. Hier wird nämlich an jeder Ecke gebaut. Das ist richtig krass. Auch vor unserem Appartment wird fleissig gebaut. Wir sind dann durch die Gässchen der Stadt gelaufen. Dort kommt ein Souvenir Laden oder Bekleidungsgeschäft nach dem nächsten. In der Mitte gibt es einen künstlichen See, aber nicht zum schwimmen sondern mit Wasserfontänen.
Felix fragt sich sofort, was die Serben in ihrem Urlaub hier denn machen? Die meisten Hotels haben auch keinen Pool und Wandern scheint hier auch nicht allzu beliebt zu sein. Ich weiss es ehrlich gesagt auch nicht, aber es würde mich sehr interessieren wieso Zlatibor der „place to be“ bei den Serben ist.
Wir wollten dann erstmal ein Mietauto für die nächsten Tage reservieren. Vergeblich suchten wir den Laden. Wir fragten dann in der Touristeninfo und in einer Bar nach, was nicht einfach ist, denn mit Englisch hier weiterzukommen funktioniert nicht. Besser ist es, mit Händen und Füssen zu kommunizieren. Oder eben Bilder zu zeigen… Denn auch an den Busständen oder im Supermarkt wird man schräg angeschaut ohne eine Antwort auf englisch zu erhalten.
Am Abend haben wir Zlatibor nochmal ein wenig erkundet. Wir sind auf einen Hügel hinauf, der wohl im Winter eine Skipiste ist. Felix betitelte es als „Idiotenhügel“…. Aber der Ausblick war ganz schön.
Danach sind wir zur Wasserfontänen Show gegangen. Vor dem See war alles voller Touristen und von den Lautsprechern erklangen Whitney Houston, Celine Dion und weitere romantische Lieder.
Dann ging die Show los und wir mussten sehr lachen. Zuerst erklang wohl die serbische Hymne und die Fontänen erstrahlten in den serbischen Farben… Ahjaaaa, ein bisschen Nationalstolz ist wohl vorhanden. Die Show danach war aber echt cool und mit besserer Musik.
Was für ein Weltrekord…
Am nächsten Tag entspannten wir mal so richtig und schliefen aus. Nachmittags machten wir uns gemütlich auf zur „golden gondel“. Das ist die längste Gondel der Welt. Man fährt 30 Minuten mit ihr. Erstmal durch kleine Hügel hindurch und dann auf den Berg Tornik, der im Winter ebenfalls ein Skigebiet ist. Wir haben uns etwas sehr amüsiert, denn sowas kennen wir nicht: da wird einfach eine ewig lange Gondel gebaut, damit die Touristen bequem von Zlatibor ins Gebirge fahren können…. In anderen Ländern wäre das nicht der Fall, da baut man nur eine Gondel an den Fuss des Berges, was auch definitiv vernünftiger ist. Die Gondel führte auch über einen schönen See. Zu dem gibt es auch grosse Pläne: die Gondel soll dort halten, denn einige Resorts sollen dort gebaut werden…
Der Ausblick von oben war sehr schön, wir konnten bis nach Bosnien, Montenegro und Albanien sehen. Hier standen auch einige Schaukel, was natürlich herrlich für mich war.
Am nächsten Tag hatten wir dann unser Mietauto. Wir holten morgens das Auto ab und die Vermieterin meinte es sei alles in Ordnung. Okay, also fuhr ich los. Leider war die Regel, dass nur einer diesmal fahren durfte und da viel die Wahl auf mich, da Felix noch nicht so sicher ist (ja, das gibt es, dass Frau besser fährt als Mann ;-)) Kaum sind wir 20 Minuten gefahren, geht der Warnhinweis „Motor kontrollieren lassen“ an. Das stand sogar auf Deutsch im Amaturenbrett. Wir waren erstmal verwirrt und genervt, da wir mit Mietautos jetzt schon öfters Pech hatten. Leider konnten wir die Mietwagen Agentur nicht anrufen, da wir die serbische Vorwahl nicht wussten und wir kein Internetzugang hatten.
Also sind wir zurück nach Zlatibor gefahren. Die Dame war sichtlich verwirrt und meinte nur „no problem, error, crash, ok“. Okay, also sind wir weiter gefahren. Unser erster Halt war in Mitrovac. Der Ort liegt bereits im Tara Nationalpark. Dort wollten wir aber eigentlich nicht bleiben, denn unser Ziel ist der Aussichtspunkt. Wir waren uns jedoch unsicher, wie die Strassenverhältnisse sind, also liefen wir ein kleines Stück um es zu checken. Fazit: sieht gut aus, fahren wir.
Tara Nationalpark
Also sind wir in Kolonne nach oben zum Parkplatz gefahren. Von dort sind es rund 30 Minuten Weg zum Aussichtspunkt. Er heisst Banjska Stena, ist zwar touristisch, aber wunderschön:
Man kann den gleichen Weg wieder zurück zum Auto laufen, oder eben einen kleinen Rundweg daraus machen. Das haben wir auch getan, damit es abwechslunsgreicher ist. Ich mag generell Rundwege mehr, da man mehr entdecken kann.
In diesem Fall bin ich jedoch wiedermal ein kleiner Angsthase, denn ich habe hier in den Bergen Angst vor den Bären. Das Tara Gebirge ist nämlich Heimat von einigen hundert Braunbären. Felix war entspannt, da die Bären ja den Menschen meiden… Generell tun sie das ja, aber es wäre trotzdem potentiell möglich ihnen zu begegnen. Das wäre ja nicht das erste Mal, dass ich trotz geringer Wahrscheinlichkeit auf wilde Tiere stosse (ich erinnere mich da nur an die giftigste Spinne der Welt auf dem Klo in Australien!).
Naja gut, also habe ich Ausschau gehalten. Zum Glück war nichts zu sehen.
Von dem Aussichtspunkt sind wir mit dem Auto wieder nach unten gefahren, diesmal aber nicht Richtung Mitrovac, wo die meisten Autos hinfahren, sondern zum Perucac See. Das ist der See, den man auch vom Aussichtspunkt gesehen hat. Der See ist wahnsinnig schön! Das Wasser ist super und die Bergkulisse traumhaft. Als wir mit dem Auto an der Küste entlang gefahren sind, haben wir entdeckt, dass es dort überall kleine Häusschen auf dem Wasser gibt. Paradiesisch! Hätten wir das früher gewusst, hätten wir dort eine Nacht verbracht. Also mein absoluter Tipp an dich: miete dir ein Häusschen auf dem Perucac See!
Da wir keines hatten, sind wir an den öffentlichen Badestrand gegangen. Der war ebenfalls sehr schön und wir sind ein bisschen geschwommen. Danach ging es noch in das Ort Bajina Basta.
Dort gibt es das „schwimmende Haus“ auf der Drina zu sehen. Drina ist der Grenzfluss zwischen Serbien und Bosnien-Herzegowina. Er hatte aktuell relativ wenig Wasser.
Ich dachte wir könnten noch ein bisschen an der Drina entlang spazieren. Dem war leider nicht so, da gibt es keinerlei Wege. Schade! Also haben wir einen kleinen Snack zu uns genommen und sind zum Abschluss noch nach Drvengrad gefahren. Das liegt bei Mokra Gora und wurde für einen Filmdreh angelegt. Es sind typisch serbische Berghäuser, die liebevoll in Schach gehalten werden und wohl auch teilweise als Ferienhäuser dienen. Eintritt kostet das nicht.
Mit der Rückgabe des Autos endete dann auch unser Tag.
Der letzte Ort in Serbien
Am nächsten Tag ging es mit dem Bus nach Nis. Nis liegt im Süden von Serbien und dient für uns nur als Zwischenstopp, da wir weiter nach Bulgarien wollen. Der Bus hatte Verspätung und wir fuhren 1 Stunde später ab. Zunächst war es noch ganz angenehm, aber dann wurde der Bus überbelegt und die Mitreisenden mussten teilweise stehen. Vor, hinter und neben uns kam eine Gruppe von „weniger gebildeten Menschen“, um es mal vorsichtig auszudrücken. Es wurde laut gesprochen, geschmatzt und lautstark serbischer Rapp gehört. Also war es vorbei mit meinem Podcast hören und ich lauschte dem Rapp. Naja, was solls.
Nis überraschte uns sehr positiv. Der erste Eindruck, wenn man vom Bus aussteigt, ist zwar die Bahnhofsstrasse, die nicht allzu ansehnlich ist, aber umso näher man an die Brücke zur Innenstadt kommt, umso schöner wird es. Nis hat eine schöne Festung und eine kleine, nette Innenstadt. Wir sind zuerst sehr lecker Essen gegangen und haben anschliessend noch einen Spaziergang gemacht. Da unser Bus nach Sofia erst am Nachmittag fährt, haben wir den Vormittag noch in Nis in einem Park gechillt. Der Park war ziemlich dreckig für europäische Verhältnisse.
Leider besuchen wohl wenige Touristen Nis, worunter die Hostels leiden. Unser Hostel war super und der Mitarbeiter so freundlich und hat uns sogar ein Dorm zur Einzelbelegung gegeben. Von daher meine klare Empfehlung: lieber mal Nis anschauen, als Novi Sad, denn das wird überbewertet, meiner Meinung nach.
Da so einige Fragen kamen wegen dem serbischen Essen: Es ist schon monoton und nicht sehr Vegetarierfreundlich. Die Serben essen gerne Fleisch in verschiedenen Arten zubereitet, dazu Kartoffel oder Pommes Frites und Salat (meistens Krautsalat) und Brot dazu. Gulasch ist auch eine beliebte Speise, die mit Pasta serviert wird. Ab und an haben wir es auch gegessen, aber wir haben auch sehr viel gekocht. Das war für uns einfach abwechslungsreicher.
So, das wars aus Serbien von mir. Unser nächstes Land ist Bulgarien und ich freue mich schon sehr.
verfasst am 22.Juli 2022 in Sofia