Nachdem wir das goldene Dreieck hinter uns gelassen hatten, wollten wir weiter Rajasthan erkunden. Auf unserem Plan standen die Städte Pushkar und Jodhpur. Anschliessend wollten wir dann mit dem Zug nach Ahmedabad und Mumbai.
Man kann so viel planen wie man will, letzendlich entscheidet da Leben selbst, wie es weiterläuft.
Planänderung
Von Jaipur aus sind wir entspannt mit dem Zug innerhalb von 5,5 Stunden nach Ajmer gefahren. Die Fahrt war super, ich bemerkte jedoch, dass sich zu meinen Halsschmerzen ein Schnupfen gesellte. In Ajmer angekommen wollten wir dann mit dem Uber nach Pushkar fahren. Das ist das Nachbarort von Ajmer und innerhalb von 40 Minuten zu erreichen. Ein Taxi zu finden gestaltete sich nicht so einfach. Wir stellten zuerst fest, dass wir den Bahnhofsbereich verlassen müssen, da sonst die App nicht funktioniert. Als wir das getan hatten, wurden aber unsere Uber Anfragen ständig gestrichen. Nanu? Ich fühlte mich schlapp und die Sonne war schon am Untergehen, also entschieden wir eine Rikscha zu nehmen. Aber keine Rikscha wollte uns nach Pushkar fahren, weil es den Fahrern wohl zu weit war. Zum Schluss nahm uns dann ein Taxifahrer mit, nachdem wir einen fairen Preis mit ihm ausgehandelt hatten.
In Pushkar angekommen sind wir erstmal etwas essen gegangen. Die Kleinstadt liegt total schön, direkt an einem heiligen See. Der ganze Ort gilt bei den Hindus sogar als heilig.
Am See selbst darf man deshalb nur barfuss und es dürfen auch keine Bilder gemacht werden, ausser an der Kamelmesse.
Als wir an diesem Abend in unserem Hostel ankamen, merkte ich, dass irgendwas nicht stimmt. Ich mass meine Körpertemperatur und siehe da… Ich hatte Fieber. Ach scheisse, nicht schon wieder. Ich fing an zu weinen und war sauer auf meinen Körper. In diesem Moment stand leider schon fest: wir müssen den Plan in Rajasthan ändern.
Kamelmesse ohne Kamele
Die nächsten zwei Tage verbrachte ich im Bett bzw. im Innenhof unserer Hostels. Felix hatte nur leichte Symptome, weshalb er sich ausruhte und hin und wieder die Kamelmesse besuchte. Als ich wieder etwas fitter war, habe ich mir auch ein paar Sachen angesehen. Die Kamelmesse ist eigentlich DAS Highlight von Pushkar. Nur dieses Jahr nicht, denn auf Grund eines Tiervirus durften keine Kamele anreisen. Wie doof, eine Kamelmesse ohne Kamele… Naja stattdessen gab es so einen Art Kirmesplatz, auf dem auch Tänze aufgeführt wurden. Die Musik war nur leider so laut, dass wir uns die Tänze nicht lange anschauen konnten.
Felix nahm an einem Vormittag an einer Fussballmeisterschaft teil und gewann mit seinem Team. Nicht nur auf Social Media waren von ihm Bilder zu sehen, sondern auch im Fernsehen, da er interviewt wurde. Mein Felix, der kleine Champion!
Freitags war ein heiliger Tag und die Hindus strömten zum See um darin zu baden. Wir beobachteten dieses Schauspiel von einem Cafe aus. Es blieb natürlich nicht dabei. Wer Felix kennt, weiss, dass er natürlich auch darin baden gehen musste. Und wie es sich nach einem heiligen Bad gehört, sind wir dann auch noch zu dem Brahma Tempel gegangen. Den fand ich richtig schön, denn er war toll geschmückt.
Zum Abschluss gönnte ich mir noch eine wunderbare Ayurveda Massage bei Deepak in Pushkar. Es half mir sehr, meine Bronchien und Nase zu befreien.
Abend waren wir dann noch bei einer heiligen Zeremonie am See. Es wurden hinduistische Gebete gesungen und Gaben in den See gegeben.Das ist genau das, was ich an Indien so mag: die spirituelle Seite. Ich bin kein Hindu, dennoch gefällt mir es, wie eine Nation derart an Bräuchen und Traditionen festhält.
Die romantische Stadt
Da ich wieder einigermassen gesund war, haben wir nach 6 Tagen Pushkar verlassen. Wie schon am Anfang des Blogeintrages erwähnt, haben wir unseren Plan gerändert. Wir haben uns entschieden, Jodhpur auszulassen und nach Udaipur mit dem Zug zu fahren.
Udaipur soll die romantischte Stadt Indiens sein. Sie liegt an zwei Seen und umgeben von Bergen. Romantisch klingt natürlich super in meinen Ohren und ich war schon gespannt die Stadt zu sehen. Und ich wurde nicht enttäuscht, die Stadt ist wunderschön!
Wenn man mit dem Zug anreist, sieht man jedoch leider erstmal das «Armutsviertel» von Udaipur. Da war ich kurz geschockt, weil ich damit nicht gerechnet hatte. Aber gut, in Deutschland ist das ja auch oftmals so, dass die Bahnhofsgegenden nicht schön sind.
Nachdem wir in unserem Homestay eingecheckt haben, haben wir eine kleine Tour durch die Altstadt gemacht.
Was mich beeindruckt hat, war die Freundlichkeit der Menschen. Insbesondere die Kinder waren total nett und haben uns auf englisch gefragt wie es uns geht und wie wir heissen. Sehr süss. In Udaipur gibt es auch deutlich mehr Touristen als an anderen Orten. Dadurch war englisch auch unter den Einheimischen nochmal besser verbreitet. Aber man muss auch aufpassen: die Inder sind hier trickreicher. Sie sprechen teilweise auch deutsch, verwickeln dich in ein nettes Gespräch und wollen dann ihre Sachen verkaufen. Als erstes dachten wir sie seien einfach freundlich und begeistert von Deutschland. Nachdem es uns aber ein paar Mal passiert ist, war klar, dass es eine Abzocke ist… Aber hey, immerhin kreativ!
Udaipur, du Perle!
Am nächsten Tag sind wir erstmal zum Stadtpalast gegangen. Er thront über dem See und wirkt von aussen sehr mächtig. Von innen war er nicht so schön wie die Festungen, die wir in Jaipur gesehen hatten. Aber der Palast war deutlich grösser. Um reinzukommen, musste man ein Ticket für das Museum kaufen. Museum und ich, das passt ja nicht so gut zusammen. Und dann war es auch noch ein indisches Museum! Soll heissen: sooooo viele Menschen und ein reines Chaos. Es dauerte keine Stunde und ich war genervt. Dennoch schauten wir uns alles an und entdeckten einige schöne Ecken:
Danach sind wir noch zum Jagdish Tempel gegangen. Dort haben Hindus gesungen und getanzt.
An dem Tag waren wir noch zweimal sehr lecker indisch essen und Felix hatte eine tolle Rooftop Bar ausgesucht, auf der wir der wir uns einen wunderschönen Sonnenuntergang angeschaut haben. Udaipur war wirklich sehr schön!
So ist es manchmal im Leben: schliesst sich die eine Tür, öffnet sich die andere. Insbesondere beim Reisen ist es so. Auf Grund meiner Krankheit konnten wir nicht nach Jodhpur, dafür haben wir aber Udaipur gesehen, die romantischste Stadt Indiens!
Verfasst am 11.November 2022 in Mumbai