Ein herzliches Wiedersehen

Wir sind in unserem zehnten Land auf unserer Weltreise angekommen: Indien! Wer meinen Blog schon länger verfolgt, weiss, dass es nicht mein erster Besuch in diesem Land ist. Ich war bereits 2018 für einen Monat in Indien um meine Yoga Ausbildung in Rishikesh zu machen…

… falls du das weisst, weisst du vielleicht auch, dass ich damals einen Tag in Delhi verbracht habe und diese Stadt hasse! Und leider muss ich wirklich auch das Wort „hassen“ benutzen, weil mein Aufenthalt in Old Delhi damals schrecklich war… Du kannst dir vorstellen wie gross also meine Freude war, als sich herausstellte, dass der günstigste Flug von Usbekistan nach Indien über Delhi ging. Ich dachte mir: Okay, ich brauche diesmal einen besser Plan! Und so bereitete ich mich intensiv auf Delhi vor, in der Hoffnung, dass es diesmal etwas besser wird…

Und mein Plan ging auf

Grundsätzlich ist Indien für mich ein Land, auf was ich mich mental vorbereiten muss, weil es ein sehr herausforderndes Land für mich, weisse europäische Frau, ist. Deshalb habe ich mehrere Podcasts und Reiseberichte darüber gelesen und mir einige Tipps eingeholt. Durch die Recherche hatte ich auch festgestellt, dass wir zum grössten Festival der Hindus in Delhi sein werden: Diwali! Dazu aber später mehr.
Wenn eine Stadt so wild wie Delhi ist, ist es wichtig, sich eine gute Unterkunft auszusuchen, in der man entspannen kann. Ich suchte lange, las viele Rezensionen und fand letzendlich einen wundervollen Homestay in Süd Delhi. Schon die Kommunikation mit dem Eigentümer im Vorfeld war super und auch vor Ort zeigte sich, dass Herzlichkeit und Fürsorge an erster Stelle im Tatvamasi Homestay stehen. Perfekter Ort!

Mein zweite Idee war, jemanden Ortskundigen zu finden, der uns die Stadt zeigen würde. Zum einen, weil die Einheimischen immer die besten Plätze kennen und zum anderen, damit ich mich sicherer in der Stadt fühle. Da wir eine Anzeige in Couchsurfing geschaltet hatten und sich daraufhin viele Inder gemeldet haben, war das einfach und ich konnte mir jemanden aussuchen. Meine Wahl fiel auf Tripu, einem Kunststudenten. Er war super!

Eine andere Seite von Delhi

Wir kamen nachts um 2 Uhr in unserem Homestay in Delhi an und sind am morgen um 8 Uhr aufgestanden um zu frühstücken bevor wir uns mit Tripu getroffen haben. Müde sind wir aus dem Homestay gepurzelt und wurden von Pankaj, unserem Host, bgeleitet. Er war so zuvorkommend und ist mit uns durch das Viertel bis zum Supermarkt gelaufen, um sicherzustellen, dass wir uns gut zurecht finden. Total nett!

Tripu, Felix und ich

Danach haben wir Tripu am Qutab Minar getroffen. Tripu war der gleichen Meinung wie ich: Er mag Old Delhi auch nicht. Also liessen wir es weg und er zeigte uns Zentral und Süd Delhi.

Qutab Minar war voll mit lauter Touristen, die meisten davon indische Touristen. In Indien gibt es fast immer zwei Warteschlangen: einmal die für Ausländer und einmal die für Inder. Denn die Ausländer bezahlen deutlich mehr Eintritt als die Einheimischen!

Plakat

Qutab Minar hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine Anlage mit einem grossen Turm, einem halbgebauten Turm, einem Mausoleum, diverse andere Gebäuden und einem schönen Park darum.

Danach sind wir mit dem Bus zu einem Bazaar gefahren. Da ich eine Frau bin, durfte ich kostenlos mit dem Bus fahren. Das finde ich echt super, dass Frauen das dürfen! Es ist eine kleine Entschädigung dafür, dass 90% der Insassen Männer sind, die die 10% Frauen anstarren.

Der Bazaar war laut, überfüllt und stinkig. Wir sind also offiziell in Indien angekommen 😉 Auf dem Bazaar wurden allerlei Sachen für Diwali verkauft: die orangenen Blumenketten, Schmuck für die Häuser, Ölbehälter, Farbe und Süssigkeiten.

Diwali

Als Stärkung für zwischendurch haben wir uns eine Kokosnuss gegönnt. Mit der Rikscha ging es dann von Süd Delhi nach Zentral Delhi zum „Connaught Place“. Normalerweise wäre dieser Platz voller Geschäfte gewesen, aber diese hatten alle geschlossen, wegen Diwali. Also gingen wir nicht shoppen, sondern in ein Restaurant. Felix und ich freuten uns sehr über das leckere indische Essen, da wir uns schon seit einigen Tagen darauf freuten. Und es war auch absolut herrlich. Wir haben einen Thali und eine Dosa gegessen.
Da ich mich in meiner westlichen Kleidung nicht wohlfühle, sind wir noch auf einen weiteren Bazaar gegangen und ich habe mir eine indische Hose gekauft. Tripu war dabei sehr hilfreich, weil er die Preise kannte und besser diskutieren konnte.

Die Affen sind los

Falls du meinen Blog schon länger verfolgst, weisst du vielleicht auch, dass Affen nicht meine Lieblingstiere sind. Ich versuche grösstmöglichen Abstand zu ihnen zu halten und sie zu ignorieren, in der Hoffnung, dass sie mich auch ignorieren. Das grosse Problem in Indien ist: die Hindus verehren Hanuman, den Affenkönig, weshalb Affen bei ihnen als heilig gelten… Es ist deshalb strafbar, den Affen in irgendeiner Form weh zu tun, deshalb toben sie wild durch die Gegend. Insbesondere in Delhi vermehren sie sich ohne Ende, sodass die Regierung schon einen „Affenkrise“ ausgerufen hat. Sie suchen wohl verzweifelt nach Mitarbeitern um den Affenherden Herr zu werden. Sie finden aber keien Mitarbeiter, was ich absolut verstehen kann… Da würdest du als Mitarbeiter nicht nur Geld, sondern Tollwut gratis dazu bekommen 😉

Affe in Delhi

Nun gut, wir sind also durch die Stadt von Delhi gelaufen und haben erstmal nur zwei Affen gesehen. Der eine hat genüsslich ein Eis eines Touristen gegessen, während der andere eifersüchtig zugesehen hat (ja Futterneid gibt es auch bei den Affen). Auf dem Weg zu einem weiteren Bazaar habe ich ein wunderschönes neues Haus entdeckt, was ganz viele Bäume und Pflanzen hatte, eine richtige Oase in Delhi. Von wegen! Das Grün lockt die Affen an und auf dem Balkon des Hauses, der Mauer und der Strasse vor dem Haus war alles voller Affen. Kleine und grosse Affen! Ich klammerte mich an Tripu fest und zwei andere Inder wiesen uns an, wolang wir laufen sollten. So schafften wir es durchzukommen. Felix hingegen lief weiter hinter uns, weil ihm die Affen gefielen. Er wollte deshalb seine Kamera aus dem Rucksack hinausholen, was sich als Fehler erwies, da die Affen dachte, er hole Essen aus dem Rucksack! Sie liefen auf ihn zu und die Einheimischen riefen zu Felix, er solle den Rucksack zu machen. Das tat er auch und kam dann zu uns gelaufen und wir verliessen schnell diese „Affenstrasse“. Ohje! In Rajasthan soll es noch mehr Affen geben, das kann ja was werden….

Was ist Diwali?

Wie bereits oben angekündigt sind wir pünktlich zum Diwali Fest in Indien. Bevor ich dir erzähle was wir erlebt haben, möchte ich kurz erklären was das Fest bedeutet:

Diwali ist das grösste Fest der Hindus. Es ist so ein bisschen wie Weihnachten und Silvester zusammen. In Delhi ehrt man an diesem Tag Lakshmi, die Göttin des Reichtumes. Sie wird an Diwali angebetet, damit man im darauffolgenden Jahr Erfolg und Reichtum erlangt. Diwali steht nämlich auch für einen Neuanfang. Dazu räumen die Hindus ihre Häuser auf, reinigen sie gründlich und stellen Lichter auf. Das kann in Form von Kerzen oder/und Lichterketten sein. Die Lichter sollen den Toten den Weg in die Seligkeit zeigen. Normalerweise dürfen auch Feuerwerke gemacht werden um böse Geister zu vertreiben. Dieses Jahr wurde es aber verboten, weil die Smogbelastung auch ohne Feuerwerk schon viel zu hoch ist. Im Jahr 2021 war die Smogbelastung nach Diwali derart hoch, dass ein „Katastrophenzustand“ in Delhi ausgerufen wurde. Das sollte dieses Jahr vermieden werden. Der Plan ging leider dank der „ist mir egal“ Einstellung einiger Inder nicht auf.
Diwali feiert man zuerst gemütlich zu Hause mit Familie und Freunden. Es wird auch das Fest der Süssigkeiten genannt, da allerlei Süsses verschenkt wird.

Wir feiern das Lichterfest

Nun, wie haben wir Diwali gefeiert? Wir sind erstmal nach dem Sightseeing Tag mit Tripu müde ins Homestay zurückgegangen. Dort kam der Host schon auf uns zugelaufen und lud uns ein, mit ihm Diwali zu feiern. Wir freuten uns sehr und bedankten uns.

Zuerst begannen wir mit unserem Host Pankaj, seinem Freund und einem russischen Touristen auf der Dachterasse Kerzen anzuzünden und sie auf der Terasse zu verteilen. Anschliessend fuhren wir mit dem Auto durch die Gegen und schauten uns die wunderschön beleuchteten Häuser an. Danach fuhren wir zu Freunden von Pankaj. Sie wohnten in einem überwachten Wohngebiet mit Swimming Pool, sehr schick! Die Häuser waren dort sehr schön beleuchtet und die Frauen hatten die Flure wunderschön dekoriert. Mit der Familie zusammen erlebten wir eine Puja (Zeremonie). Bei dieser wurde gebetet, gesungen und ein Tablett voller Kerzen vor dem Bild vor Lakshmi im Kreis bewegt.

Zum Schluss wurden wir alle noch geweiht. Es war wunderschön, ich habe es sehr genossen. Felix hat eher das Essen, was es im Anschluss gab genossen. Zu recht, denn die Dame hatte super lecker gekocht!
Zum krönenden Abschluss sind wir nach dieser persönlichen Feier noch zu einem Tempel gefahren. Dieser war wunderschön beleuchtet und hier liefen zahlreiche Inder und Inderinnen, in ihren teuersten Sarees, herum. Wirklich toll!

Ich habe an diesem Tag lauter wundervolle Erfahrungen in Delhi machen dürfen. Vieles, was Old Delhi zuvor kaputt gemacht hat, haben die richtigen Leute und die schöne Umgebung in Süd Delhi wieder gerade gebogen. Deshalb kann ich herzlich sagen: Delhi, ich hasse dich nicht mehr!

verfasst am 2. November 2022 in Pushkar

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