Die Abenteuer von Felix allein in Goa

Hallo zusammen, Felix hier. Dank Svenjas Yogawoche blieb mir eine Woche Zeit, um Goa auf eigene Faust zu entdecken. Hier kommt, was ich dabei erlebt habe:

Nachdem ich Svenja in ihrem Ashram abgegeben hatte, wanderte ich erstmal zu Fuss zu meinem Hostel. Das war eine Strecke von ca. einer Stunde in der Mittagshitze, aber da ich meinen grossen Rucksack bei Svenja lassen konnte, ging das. Meine erste Nacht verbrachte ich in einem Hostel in Arambol. Arambol ist der Touristen-Hotspot von Goa, allerdings ist es viel ruhiger, als ich mir das vorgestellt hatte. Wer bei Goa an besoffene Russen und Europäer auf Drogentrips denkt, ist echt überrascht, dass man davon in Arambol und auch im Rest von Goa nicht viel sieht. Klar gibt es auch Clubs und Partys, aber von Ballermannstimmung oder dergleichen ist Goa weit entfernt und die mit Abstand grösste Touristengruppe sind Inder. Vielmehr gibt es gemütliche Bars am Strand, die am Abend Tische mit Kerzen in den Sand stellen, was eine sehr schöne Stimmung bietet.

Arambol bei Nacht

Die Hauptstadt

Leider konnte ich in dem Hostel nur eine Nacht bleiben, da es für den nächsten Tag ausgebucht war. So zog ich weiter und bin mit dem Bus in die Hauptstadt Goas, Panjim gefahren. Panjim ist bekannt für seine portugiesischen Einflüsse, da Goa im Gegensatz zum Rest Indiens nicht von Grossbritannien, sondern von Portugal kolonialisiert wurde. Von Panjim aus habe ich einen Ausflug gemacht nach Old Goa, das vor Panjim die Hauptsstadt Goas war. Dort kann man einige alte Kirchen und Kathedralen aus der Zeit der Kolonialisierung ansehen, insgesamt fand ich Panjim und Old Goa aber nicht besonders spannend.

Das Rollerdebakel

So beschloss ich, am nächten Tag einen Roller zu mieten, mit dem der Hauptstadt zu entfliehen und den Süden Goas zu erkunden. Die Sache mit dem Roller mieten stellte sich allerdings etwas komplizierter dar, als ursprünglich gedacht. Ich fragte den Typen von meinem Guesthouse, ob er mir eine Rollervermietung empfehlen könne. Er meinte, ein Freund hätte eine Rollervermietung, der würde ihn mir am nächsten Morgen einen Roller vorbeibringen. Da ich noch nie Motorrad gefahren bin, dachte ich mir, schaust du dir besser noch ein Tutorial auf Youtube an, dann weisst du wie das geht. In dem Tutorial hiess es, alles ist ganz einfach und so sah es auch aus.

Am nächsten Morgen kam dann der Typ mit dem Motorrad vorbei und ich sollte eine kurze Testfahrt machen, um zu schauen, ob alles passt. Dabei kriegte ich erstmal den Roller nicht an, denn um den Motor zu zünden, muss man eine Bremse ziehen, was ich aber nicht wusste. Der Typ erklärte es mir und der Motor lief. Dann versuchte ich loszufahren, ich drehte aber leider das Drehdings zum Gas geben nach oben statt nach unten und so gab der Roller einfach kein Gas. Dadurch, dass die Strasse leicht abschüssig war, fuhr ich trotzdem langsam los. Erst nach einer kurzen Zeit erkannte ich, dass ich das Ding falsch rum drehte, es war aber leider zu spät, der Vermietungs-Typ hatte erkannt, dass ich keinen Plan hatte, was ich da mit seinem Roller anstellte. „You don’t know how to drive a motorbike, I don’t give you my motorbike, you should go by bus” meinte er, schnappte sich den Roller und fuhr davon.

Ich war ziemlich verdattert und dachte darüber nach, die Aktion mit dem Roller tatsächlich abzubrechen und den Bus zu nehmen. „Allerdings ist doch jeder Anfang schwer und Tom Lüthi hat ja auch nicht bei seinen ersten Fahrversuchen gleich einen GP gewonnen“, dachte ich mir und beschloss einen zweiten Versuch bei einer richtigen Rollervermietung zu unternehmen. Da ich nun wusste, wie man es nicht macht, stellte ich mich dort nicht so doof an und bekam einen Roller anvertraut.

Die Landschaft von Goa

Ich fuhr also los Richtung Süden und genoss die Landschaft. Goa hat nämlich auch abgesehen von den Stränden sehr viel zu bieten. Sobald man von der Hauptstrasse abbiegt, wird es sehr ländlich, man sieht überall Reisfelder, Bauernhöfe und Tiere.

Auf dem letzten Bild sieht man meine Verkleidung. Ich hatte extra mein indisches T-Shirt an, das ich beim Fussbalspiel in Pushkar bekommen hatte, damit die Polizei mich nicht als Tourist erkennt und nicht meinen Führerschein kontrolliert. Kritiker meinen ja, ich sei durchaus als Tourist erkennbar gewesen, die Polizei allerdings hat mich immer in Ruhe gelassen.

Der Süden von Goa ist noch weniger touristisch und noch ruhiger als der Norden. Ich ass zu Mittag in einem Strandrestaurant, an einem grossen Strand, an dem abgesehen von vier britischen Rentnern absolut gar nichts los war. Allgemein sieht man in Goa so viele schöne Strände und mit Restarurants, aber trotzdem ist an den meisten Orten fast nichts los. Schön für mich natürlich, aber ich glaube schon, dass der Tourismus in der Region noch unter Corona leidet.

Doppelt genäht hält besser

Auf dem Weg zurück nach Panjim begannen plötzlich die anderen Motorradfahrer wie wild zu winken und auf mein Hinterrad zu deuten. Und siehe da, ich hatte einen Platten. Ich war zum Glück gerade in einem Dorf und bin per Zufall direkt vor einer kleinen Werkstatt gelandet. Ein älterer Herr nahm sich meinem Reifen an und entdeckte diesen Nagel:

Er fand zu meinem Erstaunen auch noch ein zweites Loch im Schlauch und flickte beide fachmännisch. Ich bezahlte für die Reparatur umgerechnet 1,7 Euro und machte mich wieder auf den Weg. Weil ich durch den Zwischenfall Zeit verloren hatte, entschied ich mich, diesmal die Autobahn zu nehmen, um noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang einen Strand zu erreichen. Die Autobahn war an sich schon eine ziemlich anstrengende Sache mit dem Linksverkehr und vielen anderen Rollern und Motorrädern, doch nach ca. 5 Minuten wurde es richtig heikel, denn vom einen auf den anderen Moment platzte mein eben geflickter Reifen und ich kam ziemlich ins Schlingern. Glücklicherweise konnte ich den Roller noch kontrollieren und auf dem Pannenstreifen anhalten.

Wieder hatte ich glück, mit dem Ort der Panne, denn ich musste nur die Autobahn überqueren, um zu einer Tankstelle mit einem kleinen Reparaturhäuschen zu gelangen. Dort stellte sich heraus, dass der gute Mann bei der Reparatur meines Schlauchs wohl irgendwie das Ventil beschädigt hatte, und dass dieses geplatzt war. Die abermalige Reparatur inklusive neuem Schlauch kostete dann etwas mehr als 4 Euro und ich machte mich wieder auf den Weg.

Mittlerweile war es dunkel und ich hatte jegliches Vertrauen in meinen Roller verloren. Ich fuhr vorsichtig zurück nach Panjim und war froh, das Ding wieder abgeben zu können.

Am nächsten Tag fuhr mit dem Bus zurück nach Arambol, da es mir dort so gut gefallen hatte. Auch dort lieh ich mir noch für einen Tag einen Roller aus, diesmal aber ohne Zwischenfälle. Die weiteren Tage erkundigte ich dort die Umgebung und nahm es gemütlich, um mich von den anstrengenden Wochen in Indien zu erholen.

Insgesamt hat mir Goa sehr gefallen. Es war weniger touristisch als gedacht und viel weniger ein Party/Hippie-Ort, als ich gedacht hätte. Die Landschaft, die Strände und die Natur sind fantastisch und bieten einen tollen Konstrast zum Rest Indiens. So haben die 10 Tage in Goa unsere Zeit in Indien perfekt abgerundet.

Felix Bestimmungsort

verfasst am 02.Dezember 2022 in Saigon

1 Kommentar zu „Die Abenteuer von Felix allein in Goa“

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