Von der Stadt in die Berge

Nachdem es hier einige Zeit still war, melde ich mich endlich wieder zu Wort. Wir hatten viel zu tun und diverese Stromausfälle führten dazu, dass ich nichts hochladen konnte. Nun aber zurück zu Georgien:

Unser nächstes Ziel war Tiflis, die Hauptstadt. Da wir mit dem Minibus ankamen, war unsere erste Station der Busbahnhof. Chaos pur! Für mich ist dieser Busbahnhof bis heute noch ein Rätsel. Es gibt sooo viele Busse und soooo viele verschiedene Haltestellen. Zusätzlich dazu noch viele Leute und natürlich Busfahrer, die ständig „Batumi!“, „Kutaissi“ etc. schreien. Wahnsinn! So etwas kannte ich bisher nur von südostasiatische Städten. Da wir in den nächsten Tagen nach Stepanzminda aufbrechen wollen, wollten wir schonmal ausfindig machen, wo und wann der Bus abfährt. Das war gar nicht so einfach, denn die Einheimischen zeigten uns zwar die Richtung mit der Hand, aber finden liess sich der Bus dennoch nicht.

Stepanzminda

Also entschieden wir, dass ich mit den Rucksäcken warte und Felix sucht. Zum Glück mit Erfolg! Kaum gefunden, ging es für uns dann in die Innenstadt mit der Metro.

Aber auch in unserem Hotel war es chatoisch. Als wir ankamen, war die Rezeption nicht besetzt. Ich hatte wohl eine Nachricht vom Hotel übersehen. In dieser bin ich nach meiner Handynummer gefragt worden (obwohl man sie auf meinen booking Profil sehen kann). Nun gut, ich antwortete und wir warteten… Nach einer Stunde (es war bereits 16 Uhr) bekam ich die Antwort, dass das Hotel kein Zimmer mehr frei habe und ich stornieren solle. Eine Frechheit!

Kleine Erklärung, falls du booking nicht kennst: wenn ich storniert hätte, hätte das Hotel den kompletten Preis von meiner Kreditkarte abbuchen dürfen. Da die Überbuchung aber nicht mein Fehler war, weigerte ich mich zu stornieren. Dies verärgerte den Hotelinhaber, sodass dieser dann ins Hotel kam und wir mit ihm diskutierten. Es ging soweit, dass Felix ihn nicht mehr zu Wort kommen liess und wir unsere Sachen nahmen und verschwanden. Booking hatte übrigens vollstes Verständnis für uns und der Hotelinhaber hat keinen Cent von uns bekommen 🙂

Also mussten wir etwas Neues suchen. Das war gar nicht einfach so spontan ein günstiges Hotel zu finden. Letzendlich haben wir uns für ein überteuertes Hotel entschieden. Auch einfach deshalb, weil wir zu müde waren noch weiter zu suchen.

Du wunderschönes Tiflis

Warst du schonmal in Tiflis? Falls nein, füge das zu deiner Wunschliste hinzu, denn die Stadt ist echt cool! Sie ist eine Mischung aus Alt & Modern und hat sehr viel zu bieten.
Nach unserer Odysee mit den Hotels haben wir kein Sightseeing mehr gemacht, sondern waren abends asiatisch essen. Darüber haben wir uns sehr gefreut, da es mal eine kulinarische Abwechslung ist und insbesondere ich vermisse das asiatische Essen sehr.

Am nächsten Tag dann haben wir uns einen Teil der Altstadt angesehen. Wir waren zuerst bei den Schwefelbädern und danach in der Schlucht. Total cool, mitten in der Stadt gibt es eine kleine Schlucht, die mit einem Wasserfall endet. Das hat mir gut gefallen. Auch die Häuser in der Altstadt sind sehr schön. Zwar relativ alt, aber dafür bunt und gepflegt.

Das hier ist das älteste Schwefelbad von Tiflis und ich bin total begeistert von dem schönen Muster. Ich liebe solche Gebäuden, weshalb ich mich auch so sehr schon auf Uzbekistan freue.

Hauptstadt Georgien

Nachmittags sind wir dann auf die andere Seite des Flusses „Kura“ gegangen. Dort sind wir zuerst zu einer Monasterie. Von dort hatten wir einen schönen Ausblick auf die Altstadt. Uns hat das so gut gefallen, dass wir direkt weitergelaufen sind zur Samba Kathedrale. Der Ausblick hier war noch schöner!

Wir hatten hier zwei interessante Begegnungen: zum einen kamen zwei Männer aus Sri Lanka, die sich mit einem riesen Poster vor die Kathedrale stellten und die Touristen baten, doch wieder nach Sri Lanka zu bereisen. Die andere Begegnung waren zwei Hunde, die wohl verfeindet waren. Es kam zu einer kleinen Beisserei und zwischenzeitlich wurden auch immer wieder Menschen in den Konflikt hineingezogen.

Nach dem Besuch sind wir über die Friedensbrücke zurück zu unserem Hotel. Auch an diesem Abend waren wir super lecker essen. Diesmal hatte Felix ein uigurisches Restaurant rausgesucht. Für mich war es das erste Mal uigurisch und ich fand es echt super!

Friedensbrücke Tiflis

Die Berge rufen

Nach zwei Tagen in Tiflis ging es für uns mit dem Minibus nach Stepanzminda, ein kleines Ort in den Bergen. Stepanzminda liegt im Norden von Georgien und ist nur wenige Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Von andere Reisenden hatten wir gehört, dass Stepanzminda sehr touristisch sein soll. Ja, es gibt hier Touristen, jedoch finde ich, dass das Ort trotzdem noch seinen eigenen Charme hat. Denn zwischen den zahlreichen Hotels liegen immer wieder Siedlungen von Einheimischen.

Unsere Unterkunft lag zwar zentral, aber dennoch in einem Wohngebiet. Die Inhaber waren ein Rentnerpaar, die leider nur georgisch gesprochen haben. Mit Gestiken konnten wir uns dennoch etwas mit ihnen unterhalten. Wir hatten auch einen kleinen Garten mit dabei, in dem wir am ersten Tag die Sonne genossen haben. Nachdem wir in den letzten Wochen dauerhaft einer Hitze ausgesetzt waren, war es ziemlich kühl für uns in Stepanzminda. Wir haben zum ersten Mal die Fliessjacke und die langen Hosen auspacken müssen.

Uuuund… wir haben zum ersten Mal die Heizung angemacht, jawohl! Nachts wurde es so kalt in der Unterkunft, sodass wir leider mit Heizung schlafen mussten. Ich weiss ja nicht, wie die Menschen das im Winter hier machen, wenn wir im September schon mit Heizung auf 5 schlafen mussten…
Abends gingen wir früh schlafen, da wir am nächsten Tag wandern wollten.

Wandertouren

Pünktlich um 8 Uhr sind wir losgelaufen mit dem Ziel: zur Strassenecke zu gehen und von dort einen Hitchhike hoch auf den Berg (dort steht die bekannte Monasterie) zu ergattern. Oben auf dem Berg würden wir uns dann trennen, Felix läuft zum Gletscher und ich zurück ins Dorf. Klingt gut oder? Tja, nur leider standen wir an der Strasse und es kam kein Auto. Jediglich zwei Taxis kamen, die einen extrem teuren Preis für eine Taxifahrt verlangten. Wir verneinten und warteten weiter. Uns wurde dann ziemlich kalt und wir waren enttäuscht, weil unser Plan gescheitert war. Also überlegten wir uns einen Plan B und wollten gerade loslaufen, als ein Auto um die Ecke kam und anhielt! Es waren zwei Tschechen, die uns mitnehmen wollen. Jipii! Wir haben uns sehr darüber gefreut und sind eingestiegen.

Die Fahrt auf den Berg soll circa 10 Minuten dauern… Tja, auch hier lagen wir falsch. Die Georgier haben die Strasse gesperrt und man kann nur über eine Schotterstrasse zur Monasterie gelangen. Erstmal hatten wir etwas Schwierigkeiten die Strasse zu finden. Zum Glück hatten wir aber vier Handys und vier verschiedene Navi Apps, sodass wir die Strasse dann gefunden haben. Sie war in einem sehr schlechten Zustand und wir sind auch einmal steckengeblieben. Der Fahrer hat es aber sehr gut gemacht und wir kamen heil auf dem Berg an.

Felix verabschiedete sich direkt und ich ging zur Monasterie. Ich war komplett alleine dort und konnte sie in Ruhe besichtigen. Wobei sie nicht sonderlich beeindruckend war. Dafür aber die Aussicht umso mehr! Der Blick ins Tal war super schön.

Für den Abstieg ins Tal gab es drei verschiedene Weg. Ich hatte keine Ahnung welcher der einfachste ist und bin einfach losgelaufen. Wer mich kennt, weiss ja, dass ich bergab nicht mag und dummerweise habe ich wohl auch einen doofen Weg gewählt. Denn ausser mir waren weit und breit keine Wanderer unterwegs. In der Unterkunft angekommen, ruhte ich mich aus und entspannte.

Die Gletscher Tour von Felix war wohl sehr schön. Er ist ja ein sehr guter Wanderer und ist die Tour zügig gelaufen, sodass er dann am späten Nachmittag wieder bei mir war.

Für den nächhsten Tag wurde Regen gemeldet und wir freuten uns, da wir so guten Gewissens entspannen und unsere weitere Reise planen konnten. Vorhersagen in den Bergen sind ja meist nicht allzu gut, so war es auch hier. Ich machte morgens den Vorhang auf und zack keine einzige Wolke am Himmel! Strahlender Sonnenschein also müssen wir wohl irgendetwas machen…

Felix machte eine kleine Wanderung auf der anderen Seite von Stepanzminda und ich lief durch das Dorf und besuchte das Hotel „The Rooms“, was wegen seiner wunderschönem Garten mit Aussicht bekannt ist. Das Hotel ist ziemlich teuer, weshalb es mich nicht verwunderte dort eine Reisegruppe aus der Schweiz anzutreffen 🙂

Truso Valley

Am nächsten und zugleich auch letzten Tag in Stepanzminda haben wir eine Wanderung im Truso Valley gemacht. Für mich war sie das Highlight unserer Georgien Tour. Wir wollten eigentlich mit dem Minibus hinfahren, aber dieser war bereits ausgebucht. Also haben wir uns ein Taxi organisiert. Als erstes läuft man eine Stunde lang durch die Schlucht auf einer Schotterstrasse bis man zum Valley kommt. Der Weg ist auch schon sehr schön, aber etwas monoton.

Kühe in den Bergen Georgien

Danach öffnet sich das eigentliche Valley vor einem. WOW! Mich beeindrucken solche Weiten sehr und ich komme da meist aus dem Staunen nicht raus. Am Anfang des Valleys gibt es einen kleinen See. Das Wasser hieraus kann man trinken. Felix und ich haben einen Schluck genommen und ihn sofort ausgespuckt, ekelhaft! Die Gegend ist sehr schwefelhaltig und so hat auch das Wasser geschmeckt. Der See selbst war in einem wunderschönen Blau. Als wir dort standen kam eine Horde voller Kühe zu uns.

Danach sind wir durch das Valley gelaufen bis zu einem kleinen, recht verlassen Dorf mit einem alten Wehrturm. Felix ist noch etwas weiter gelaufen und kam freudestrahlend wieder zurück, weil er Schweinchen entdeckt hatte.

Gemeinsam sind wir dann wieder durch das Valley zurück gelaufen bis zu einem kleinen Cafe. Dort haben wir uns gestärkt und unseren Taxifahrer angerufen. Am frühen Abend kamen wir dann müde, aber sehr glücklich in unserer Unterkunft an.

Das wars es leider schon von den Bergen. Am nächsten Tag ging es wieder zurück nach Tiflis.

verfasst am 28. September 2022 in Karakol

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