Wir sind in unserem neunten Land angekommen: Usbekistan. Ein weiteres Land in Zentralasien, auf was ich mich am meisten gefreut habe. Aber auf Reisen kommt es ja immer anders als geplant…
Anreise mit dem Nachtbus
Die Anreise mit dem Nachtbus war ziemlich anstrengend, da es man über zwei Grenzen gehen muss, denn der Bus fährt über Kasachstan! Uskebistan und Kirgisistan haben zwar eine gemeinsame Grenze, aber die Autobahn ist in Kasachstan schneller, weshalb das Busunternehmen diese Route wählt. Nach 2 Stunden Fahrt ging es über die erste kasachische Grenze. Und nach 9 weiteren Stunden dann über die usbekische Grenze. Ich hatte an beiden das Problem, dass die Beamten der Meinung waren, ich sei nicht die Person auf meinem Reisepass. Es hat sie wohl irritiert, dass ich mehr Leberflecken im Gesicht habe als auf meinem Reisepassbild, welches vor 5 Jahren entstanden ist… Da sie kein Englisch gesprochen haben, konnte ich ihnen auch nicht erklären wie das so mit heller Haut und Leberflecken ist.. Ich war deshalb einfach nur froh, dass sie mich noch durchgelassen haben.
Der Nachtbus war leider überhaupt nicht bequem. Die Sitze waren sehr eng und ungemütlich zum Schlafen. Wir hatten auch einige schrägen Leute mit an Board und die meisten Insassen waren fleissig am Husten… Nervig!
Das Land der weissen Chevrolets
Als wir in Taschkent ankamen, war es noch dunkel. Aber die Stadt hat mich zu diesem Zeitpunkt schon sehr begeistert. Als wir um 5:30 Uhr am Busbahnhof ankamen, haben wir uns erstmal in die Ankunftshalle gelegt und ich habe noch etwas geschlafen. Danach sind wir in unser Hotel, was uns glücklicherweise schon unser Hotelzimmer zur Verfügung gestellt hat…
… und dann mehr Geld von uns im Nachhinein wollte. Mit ein bisschen Diskussion meinerseits gaben sie es uns dann aber kostenlos.
Auf dem Weg ins Hotel ist uns bereits etwas ins Auge gestochen.. Die Autos in Usbekistan! Wir sind von anderen Länder unterschiedliche Marken und Autofarben gewohnt, aber hier ergibt sich ein anderes Bild:
Überall weisse Chevrolets. Die sind hier super beliebt! Wieso weiss ich leider nicht. Falls du das weisst, kannst du mir gerne einen Kommentar hinterlassen.
Höhepunkte
Wir hatten für Taschkent zwei Tage Sightseeing eingeplant. Ich hatte mir Taschkent ähnlich wie Bischkek vorgestellt, aber da lag ich total falsch! Die usbekische Hauptstadt ist total modern und viel internationaler. Es gibt überall englische Schulen und Unternehmen. Hier kommt man auch sehr gut mit Englisch zurecht und kann sich somit mal mit den Einheimischen unterhalten! Ich war total überrascht.
Wir haben zuerst unser Stadtviertel etwas erkundet und haben uns eine Sim Karte gekauft. Danach ging es für uns zum ersten Mal usbekisch Essen. Gestärkt wollten wir in die «Innenstadt» von Taschkent laufen. Leider haben wir schnell festgestellt, dass es keine richtige Innenstadt bzw. einen Stadtkern gibt. Das war etwas schade, aber es hat mich nicht weiter gestört. Mir hat die Erkundung der Stadt auch so gefallen:
Zum Abschluss des Rundganges wollten wir noch zum KFC und etwas Essen. Und hier war der krasse WOW Moment, denn plötzlich standen wir vor «Magic City». Ich weiss gar nicht wie ich diesen Ort beschreiben soll, denn er ist verrückt. Sie haben dort Disneyland und den Big Ben nachgebaut. Es gibt allerlei Fast Food Restaurants, Cafes und Souvenir Stände. Dazu kommt noch ein riesiges Kino, Bowlingcenter, Aquarium und ein See, auf dem man Boot fahren kann. Ein sauberer Park ist ebenfalls dabei. Unser Highlight waren jedoch die usbekische Gebäuden:
Alles in allem ein verrückter, aber irgendwie auch schöner Ort. Wir haben ihn am nächsten Tag auch nochmal besucht. Zuvor haben wir aber eine weiteren Rundgang durch die Stadt gemacht und waren an der Barak-Chan-Medresse, diversen Moscheen und auf dem Chorsu Bazaar:
Der Bazaar ist riesig dort. Wir haben festgestellt, dass wir nur einen kleinen Teil davon gesehen haben, obwohl wir eigentlich ziemlich lange über den Bazaar gelaufen sind.
Am längsten waren wir natürlich im Essbereich. Dort habent wir auch diverse Köstlichkeiten probiert, alles natürlich lokale Gerichte. Was es jetzt genau war, weiss ich nicht, aber es war lecker.
Wir haben da sehr europäisch gedacht und haben uns an drei Ständen Essen geholt… Das macht man wohl nicht. Man entscheidet sich für einen Stand und ordert dann das Essen dort. Somit haben wir für etwas Durcheinander gesorgt, was aber belächelt wurde.
Neben dem Bazaar wird das grösste Islamzentrum in Zentralasien gebaut. Das wäre eigentlich ein Grund zur Freude… Aber auf dem Platz, auf dem das Zentrum gebaut wird, standen zuvor Häuser. Es ist ein Teil vom alten Taschkent, was sie abgerissen haben.
Das finde ich natürlich nicht schön, wenn Wohnraum einfach abgerissen wird. Zumal ich nicht weiss, ob man den Menschen einen adäquten Wohnraum stattdessen angeboten hat… Ich bezweifle es leider…
Nach dem Bazaar sind wir mit der Metro zum Taschkent City Park gefahren. Eine weitere hochmoderne Oase in der Stadt.
Es hat sich hier angefühlt als sei man in Singapur oder im Frankfurter Europaviertel. Felix hat das nicht gefallen, ich hingegen war begeistert, weil ich so etwas nicht in Usbekistan erwartet hätte.
Usbekistan hat so gut angefangen! Ich war mir sicher, es bleibt dabei, dass es mein Höhepunkt in Zentralasien wird. Aber dann kamen…
Tiefpunkte
Am nächsten Tag sind wir mit dem Bus nach Samarkand gefahren. Eigentlich wollten wir die Strecke mit dem super Highspeed Zug machen, aber der war schon ausgebucht. Also sind wir mit dem «Comfort» Bus gefahren, der alles war, aber nicht komfortabel. Die Sitze waren so eng, dass entweder Felix sich mit dem Rücken an den Sitz anlehnen konnte, oder ich. Wir sassen auch noch in der letzten Reihe, was wir eh schon nicht mögen…
Nach der anstrengenden Fahrt sind wir erstmal in unser Hotel gegangen. Das liegt super zentral am Registan Platz, also optimal zum Sightseeing. Dazu kamen wir jedoch leider nicht, denn Felix fühlte sich komisch. Also schauten wir nur kurz beim Vorbeigehen den Registan an und liefen weiter zu einem Restaurant um etwas zu essen. Auf dem Nachhauseweg sind wir auch nochmal an Registan vorbeikommen und kamen direkt passend zur Lichtershow:
An dem Tag sind wir früh ins Bett, in der Hoffnung, dass sich Felix morgen wieder besser fühlt. Dem war aber leider nicht so… Die nächsten 5 Tage verbrachte Felix im Bett und das Fieber wollte einfach nicht verschwinden. Das war leider nicht nur eine Männergrippe, sondern schon ein ausgewachsener Virus! Da wir uns ein Zimmer geteilt haben, freute sich mein Körper natürlich auch sehr über die volle Ladung Viren und bescherrte mir dann auch für einen Tag Fieber und eine hartnäckige Erkältung. So verging eine Woche, in der wir nichts taten, ausser Bettruhe einzuhalten und auf Besserung zu hoffen.
Tja, das wars dann auch mit all unseren Usbekistan Plänen. Die waren somit hinfällig… Wir hatten zwar ein bisschen Pause eingeplant, aber nicht gedacht, dass sowas eintritt. Nach Khiva werden wir nicht reisen, aber wir hoffen, dass wir es nach Buchara schaffen.
Enttäuscht und traurig beende ich den Blogeintrag und hoffe, dass wir bald wieder gesund sind und wenigstens noch ein bisschen Usbekistan besichtigen können.
verfasst am 15.Oktober 2022 in Samarkand