Lass uns über Schweden reden

Das Backpacking und die gemeinsame Weltreise mit Felix endete mit unserer Ankunft in Zürich. Mit dem Reisen war es jedoch für mich noch nicht vorbei. Nachdem dem Abschied von Felix und seinen Eltern, stieg ich in den Flieger nach Stockholm ein und landete um 23:00 Uhr. Die Nacht wollte ich eigentlich im Flughafen verbringen. Er war aber sehr backpacker-unfreundlich, da es extrem kalt war und ich keine Liegefläche fand. Hinzu kam, dass ich bereits seit 30 Stunden wach war und es wäre die zweite Nacht in Folge ohne richtigen Schlaf gewesen. Also steuerte ich ein Hotel an, wo ich ein total dubioses Angebot bekam: alle Hotels waren ausgebucht, weshalb der Rezeptionist mit mir Mitleid hatte und mir ein Zimmer auf seinen Namen anbot. Somit durfte ich 50% weniger bezahlen als der Normalpreis gewesen wäre… Frag mich nicht, wieso. Ich war müde und habe es angenommen.

Der Kulturschock

Am nächsten Tag erwartete mich ein heftiger Kulturschock. Es fing am Frühstücksbuffett an. Es gab sooo viel Essen und so viele unterschiedlichen Nahrungsmittel! Ich freute mich wie ein Kind an Weihnachten und konnte es gleichzeitig auch nicht glauben, dass wir Europäer so viel konsumieren und andere Länder so wenig haben! Danach wollte ich mit dem Bus zu meinem airbnb fahren. Es gestaltete sich erstmal schwierig, weil die ATMs nicht funktionierten und ich auf Grund meines kaputten Handys die SL App nicht benutzen konnte. Letztendlich fand ich heraus, dass man auch alles mit der Kreditkarte bezahlen kann, was echt super hilfreich war!
Am Abend machte ich noch einen Spaziergang rund ums Viertel bis zu einem See. Nach der trockenen Klimaanlagen Luft tat mir der Waldspaziergang sehr gut. Was für mich aber erneut schockierte, waren die Menschen. Sie laufen an mir vorbei, ohne mir in die Augen zu sehen, ohne mein Lächeln zu erwidern oder auf mein „Hej“ zu antworten. Es trieb mir Tränchen in die Augen, weil ich so ein Verhalten nicht mehr gewohnt war…

Stockholm

Da es mein zweiter Besuch in Stockholm war, liess ich es ruhiger angehen. Ich besuchte an einem Tag „Gamla Stan“, Drottninger Schloss, Marieberget und Östermalm. An den anderen Tagen machte ich eine Schärfahrt und ging ins Museum. Jetzt wunderst du dich vielleicht, weshalb ICH freiwillig ein Museum besuche. Ganz einfach: ich bin nicht mehr alleine unterwegs. Meine Eltern und mein Bruder mit Familie waren bei mir. Und mit meinen kleinen Neffen macht selbst ein Museumsbesuch im „Junibacken“ sehr viel Spass.

Die Schärfahrt funktionierte leider nicht so gut. Ich verpasste das eine Schiff und fuhr dann mit der Bahn zur anderen Haltestelle. Dort verpasste ich erneut ein Schiff und stieg dann genervt wieder auf den Bus & Bahnverkehr um, bis ich an der Anlegestelle “ „Gashaga brygga“ herauskam und auf das Schiff umsteigen konnte.

Ab in den Norden

Am nächsten Tag startete dann der Roadtrip mit meiner Familie. Von Stockholm aus fuhren wir zunächst in die Studentenstadt Uppsala. Ich find den Namen einfach genial 🙂 Auch die Stadt an sich überzeugte mich mit ihren hübschen Strassen und schönen Ausblicken. Der Tag endete dann in Falun, einem kleinem Dorf direkt an einem See gelegen. Das eigentlich Highlight von Falun war die „Gruva“, also Grube. Sie ist ein altes Kupferbergwerk gewesen, das nicht nur sehr gross sondern auch der Geburtsort der in Schweden sehr bekannten Farbe „Falunrot“ ist. Falls du nicht weisst, wie das Rot aussiehst, siehst du es weiter unten noch auf den Bildern.

Die nächsten Tage fuhren wir durch die bekannte „Dalarna“ Region von Schweden. Zu Recht ist sie so bekannt, weil sie wirklich sehr schön ist. Das Schmuckstück der Region sind die „Dalarna Pferdchen“, die wir auch in vielen Orten gesehen haben. Unser Tagesziel der Gegend war der grosse Siljan See. Hier fuhren wir erst zu einer Aussichtsplattform und liefen anschliessend noch eine Runde am See entlang. Ich hatte zwar auch Lust ins Wasser zu gehen, aber mir machten die Temperaturen immer noch zu schaffen. Da ich die letzten Monate in den Tropen verbracht hatte, kamen mir die 28 Grad in Schweden mega kalt vor. Im Gegensatz zu den Schweden, die es sehr heiss fanden und natürlich in ihren Badesachen ins kalte Seewasser sprangen. So unterschiedlich kann es sein 😉

Und es wird noch kälter…

… denn nach der Dalarna Region fuhren wir nach Idre. Das Dorf ist ein klassisches Skiparadies mit vielen Resorts und Skipisten. Im Sommer kommen die Urlauber aber auch gerne dorthin um Mountainbike zu fahren oder zu wandern. Kann ich beides nicht ganz nachvollziehen, da ich es echt kalt dort fand! Ich habe wieder die Schal, Thermosachen und Wollsocken auspacken müssen… Zum Glück gab es aber auch eine Sauna! Die Region ist nicht nur sehr kalt, sondern auch recht unbesiedelt. Es gibt zwar immer wieder einzelne Dörfer, aber die Wälder sind definitiv in der Überzahl gewesen. Und wenn man von so viel Natur umgeben ist, kann man Glück haben und Wildtiere entdecken. So erging es auch uns, jipii. Wir fuhren die Strasse entlang und sahen ganz viele Rentiere sowohl am Strassenrand als auch auf der Strasse! Ein wahrer Gänsehaut Moment, als ein Rentier direkt auf unser Auto zugerannt kam!

Von Idre war es nicht weit bis nach Norwegen, weshalb wir einen kleinen Abstecher dorthin machten. Ich war ja noch nie in Norwegen und habe deshalb gedacht, es sehe dort so aus wie in Schweden. Dem war aber nicht so! Ich merkte landschaftlich schon einen deutlichen Unterschied: Norwegen hat mehr Berge! Wir fuhren den Femunden See entlang und machten einen kleinen Spaziergang. Am nächsten Tag waren wir wieder in Schweden und machten dort eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall. Er lag im Nationalpark „Fulufjället“ im Westen des Landes. Die Natur war wunderschön! Aber ich empfehle dir dort lange Kleidung zu tragen. Es gibt dort soooo viele Mücken. Ich hatte doch gedacht, dass die Moskito Zeit nach den Tropen ein Ende nahm, aber da täuschte ich mich… Schweden hat echt eine Mückenplage im Sommer! Aber hey, wenigstens übertragen sie keine gefährlichen Krankheiten.

Mittsommar

Zu Mittsommar fuhren wir dann wieder Richtung Süden. Hier übernachteten wir im Fryckenstrand, einem Hotel direkt am See. Was wir nicht wussten: dieses Hotel war sehr beliebt an Mittsommar. Die Schweden hatten sich sehr fein angezogen und ich hatte mal wieder meine Wanderhose an. Tja, so ist es als Backpacker, man ist selten dem Anlass entsprechend angezogen 😉 Im Hotel gab ein typisches schwedisches Mittsommar Buffet. Das war schon sehr lecker, abgesehen von den Fischspeisen a la Fischhappen in komischen Saucen mit Kartoffeln. Das war nicht so mein Ding, aber sie sind wohl typisches Mittsommar Essen.. Was eher mein Ding war, war die Tradition im See schwimmen zu gehen.

Obwohl es sehr kalt war, ging ich an allen Mittsommartagen baden und hab es total geliebt. Ach die Natur ist einfach soo schön!

Für die Kleinen unternahmen wir auch noch einen Ausflug in den Elchpark. Wir hatten so gehofft wilde Elche zu finden, aber da hatten wir leider keinen Erfolg.

Im Park konnte man einmal um das ganze Areal laufen und versuchen die Tiere zu erhaschen. Eine Mama mit ihrem Baby haben wir gesehen. Zum Abschluss durfte man die Jungtiere auch noch füttern.

Schweden wie im Bilderbuch

Die schönsten Tage in Schweden waren zugleich auch die letzten Tage in diesem Land. Wir waren in Trollhätten und sind die Westküste von Fjällbacken bis nach Bastad entlang gefahren. Ich sage dir, ein Ort war hier schöner als das andere! Die Küste lag umgeben von Schären (kleinen Inselchen) und die Häuser in den Dörfern waren im schwedischen Stil gebaut (u.a. Falunrot). Die Sonne schien und alles wirkte einfach nur traumhaft schön.

Trollhättan:

Mein Lieblingsort in Schweden Fjällbacken:

Das kleine süsse Smögen:

Und bis nach Göteborg erwartete uns noch eine aufregende Brücke und schöne Schlösser:

Mir fiel es schwer davon Abschied zu nehmen. Denn nicht nur Schweden hatte mir seine traumhaften Seiten präsentiert, sondern auch das Ende meiner Weltreise nahte mit grossen Schritten. Am letzten Abend in Bastad fragte ich mich dann, wie ich wohl gebürtig den letzten Abend verbringen könnte… Ich entschied mich für einen Saunagang und eine kleine Wanderung am Meer. Die war ziemlich abenteuerlich, weil es keinen Weg, sondern nur Felsen gab. Ich schaute mir den Sonnenuntergang an und liess nochmal vieles Revue passieren. Ein sehr emotionaler Moment!

Mir fällt es sehr schwer in Worte zu fassen, was ich in diesem Jahr erlebt habe. Es war unglaublich viel und ich bin für alle Erfahrungen dankbar, auch wenn sie teilweise echt schwierig waren.

Ich habe einiges über die Welt und mich gelernt. Das muss nun erstmal innerlich verarbeitet werden und schon bald wartet ein nächstes Abenteuer auf mich…

verfasst am 21.07.2022 in Münster

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