Der Pirin Nationalpark bietet allerlei Möglichkeiten aktiv zu sein, also wollten wir uns das ganze Mal persönlich anschauen.
Felix verbrachte beide Tage mit Wandern im Pirin Nationalpark. Einmal bestieg er den höchsten Berg, den Vihren, und einmal machte er eine Wanderung mit mir um die Seen.
Mountainbike
Ich hingegen mietete mir für einen Tag ein Mountainbike. Ich hatte eigentlich am Tag zuvor mit dem Geschäft vereinbart, dass ich das Bike um 10:00 Uhr abhole. Aber als ich vor dem Laden stand, war er leider geschlossen und machte wohl erst nachmittags auf… danke für nichts! Also ging ich zum teureren Laden und fragte dort nach, wieso im Internet 10 Euro steht und sie mir aber das Bike nur für 15 Euro geben wollen. Die Mitarbeiterin rief den Manager an, der meinte ich solle eine E-Mail schreiben… Hä? Wieso? Ich tat es, da mir zugesichert wurde, dass der Manager mir sofort antworten wolle. Bis heute habe ich keine Antwort und hab dann einfach das Bike für 15 Euro genommen.
Meine Tour war echt super! Die Landschaft ist wunderschön und die Ausblicke auf die Berge waren sehr schön. Ich benutze ja immer die App „komoot“, die mir auch schon viele treue Dienste erwiesen hat. Diesmal war sie nicht ganz so gut. Sie zeigte mir Wege an, die es nicht gab, was aber nicht schlimm war. Die Tour dauerte 3,5 Stunden. Ich hatte keinerlei Schatten auf der Tour und schwitze wie in einer Sauna. Hier mal ein paar Eindrücke der Fahrt:
Die Tour ist definitiv nichts für Leute, die Angst vor Hunden haben, denn die Hunde hier haben wohl Probleme mit Fahrradfahrer. Schon zu Beginn begegnete ich einem Dobermann, der mir hinterher rannte und mich anbellte (auf seinen Herrchen wollte er nicht hören). Dann wurde ich ein Stück von einem Strassenhund begleitet, was aber total süss war, da er sich darüber genauso freute wie ich mich.
Die Wege, die ich fuhr, gingen jedoch immer wieder durch irgendwelche Bauernhöfe. Und wie ich feststellen musste, haben die Bauern hier so zwischen 3-10 Hunde auf ihrem Hof, deren Aufgabe es ist, den Hof vor fremden Besuchern zu schützen… Tja und genau das war ich: eine Fremde auf ihrem Hof! Ich kann dir gar nicht sagen, von wie vielen Hunden ich angebellt wurde an diesem Tag… Einmal bin ich tatsächlich auch umgedreht. Mein Fahrradweg sollte direkt durch einen Bauernhof führen, auf dem mich bereits eine Reihe voller Hunde begrüsste. Sie standen wirklich in Reih und Glied nebeneinander, wie eine Mauer… Nur fing der erste Hund bereits an loszubellen und auf mich zuzurennen. Ich dachte mir nur, wie soll ich denn da durchkommen, die anderen Hunde werden ja nachrennen? Keine Lust mehr, ich drehe besser um.
Wandern im Pirin Nationalpark
Der nächste Tag war hundefrei. An diesem sind wir mit dem Bus zur Vihren Hütte im Pirin Nationalpark hochgefahren. Von dort haben wir unsere Wanderung im Pirin Gebirge begonnen. Zuerst ging es zum Muratov See, dann zu den Banderitsa Seen und zum Abschluss zum Okoto See. Alle fünf waren sehr schön und die Wanderung war bisher mein Highlight hier.
Die Vegetation im Pirin Nationalpark ist einmalig und zaubert eine wilde Landschaft. Insbesondere bei den Banderitsa Seen wurde es sehr felsig und ich musste auch klettern (Felix nur ein bisschen, er ist deutlich grösser als ich). Schatten gab es wieder nicht so viel, was bei 30 Grad und Sonne pur auch eine kleine Herausforderung war.
Auf der Wanderung lernte ich zwei Bulgaren kenne. Den ersten lernte ich beim Aufstieg zum Muratov See kennen. Felix läuft ja immer schneller und ist viel weiter vorne als ich. Deshalb kam ich mit Ivo ins Gespräch, der sehr gut deutsch sprach, da er in Deutschland studiert hatte. Er erzählte mir viel von der bulgarischen Kultur und wie die Stimmung aktuell ist. Deutschland mag er, aber nur den Osten, der Westen ist zu strukturiert 🙂
Die zweite Bulgarin lernte ich im Bus auf dem Heimweg kennen. Sie war zuvor mit ihrem Freund vier Tage im Gebirge wandern und berichtete mir davon. Sie war so extrem nett und hilfsbereit, dass wir sogar Nummern austauschten und sie mir eine Reihe von Empfehlungen für Bulgarien gab. Ich bin immer noch fasziniert von ihrer Gastfreundlichkeit! Ich bin so dankbar für die beiden Begegnungen an diesem Tag, da sie mein Bild über die Bulgaren wieder zurecht gerückt haben.
Nachdem wir zwei Tage nun sportlich in der Hitze des Pirin Nationalparkes unterwegs waren, merkten wir beide am nächsten Tag, dass wir mal ein bisschen Pause brauchen. Der Muskelkater machte sich nämlich bemerkbar! Also genossen wir den Tag, planten unsere Reiseroute weiter, gingen schwimmen und ich schrieb meinen Blog weiter.
Rhodopen Bahn
Am nächsten Tag fuhren wir dann mit der Bahn nach Plovdiv. Unter Bahn stellst du dir jetzt vermutlich etwas anderes vor, als es tatsächlich war. Denn die „Rhodopen Bahn“ wie sie genannt wird, ist eine Tuk Tuk Bahn. Für die 140km nach Plovidv haben wir nämlich 4,5 Stunden gefahren… Ich denke du verstehst nun besser, welche Art von Bahn das war 🙂
Felix hat die Fahrt von Anfang sehr genossen und fand es spitze. Und ich nunja, hatte so gewisse Frauenprobleme, die die ersten Stunden Zugfahrt sehr unangenehm machten und mir durch das Wackeln kotzübel wurde. Wie ich es hasse und in solchen Momenten neidisch auf die Männerwelt bin! Die letzten 1,5 Stunden konnte ich die Fahrt dann aber auch geniessen.
Eine Stunde vor Plovdiv sind wir dann in einen schnelleren Zug umgestiegen. Nach dem ganzen Rumgetuckere kam mir das dann sehr schnell vor. In Plovdiv sind wir dann zu Fuss zu unserem Hostel gelaufen. Dort angekommen, stand die Tür offen und kein Hostelbesitzer war da. Wir sind trotzdem herein und sind auf 5 Reisende gestossen, die gemütlich ihr Bier auf der Terasse getrunken haben. Wir haben uns direkt dazu gesetzt und dachten „wow, hier in dem Hostel ist richtig was los, cool“.
Irgendwann tauchte dann auch der Inhaber auf und checkte uns ein. Später stellten wir dann fest, dass von den 5 Leuten 4 heute gehen werde. Schade! Mit den zwei Deutschen („germans are everywhere“) zockten wir noch eine Runde Bieberbande. Ich hatte mir kurz davor meine Kopf ziemlich böse am Hochbett angeschlagen, weshalb ich etwas benommen spielte und auch auf das Bier verzichtete. Was für ein Tag! Ich war dann doch etwas froh, als er vorbei war und ich schlafen konnte.
verfasst am 29.Juli 2022 in Plovdiv