Queenie oder Junkie?

Queenstown gilt als die Tourismushochburg Neuseelands, entweder man hasst oder liebt den Ort. Die meisten lieben ihn. Also dachten wir, wollen wir hier sesshaft werden und nach Arbeit suchen. Das Ganze gestaltet sich nur leider nicht so einfach wie gedacht. Das größte Problem ist eine Unterkunft zu finden. Es kommen große Massen an Touristen ins Städtchen. Keine Hostels sind frei! Bei airbnb wurden wir fündig und wollten eigentlich dort übernachten, daraus wurde leider nichts, da die Dame sich einfach nicht meldete.

Meine erste Erfahrung mit Couchsurfing

Notgedrungen haben wir dann also mal Couchsurfing ausprobiert, da das nächste Hostel erst in ein paar Tagen frei wird. Ich stehe dem Couchsurfing Konzept ehrlich gesagt etwas kritisch gegenüber. Denn ich frage mich, was die Hosts dazu bewegt dies zu tun? Bei unserer Couchsurfer Unterkunft lag ein klarer Nutzen dahinter:
Es war eine reine Männer WG, die den Plan hat, Frauen über Couchsurfing kennenzulernen. So laden sie auch nur Frauen ein und erhoffen sich ein paar nette Stündchen. Das war bei uns Fehlanzeige, da wir die Männer einfach nur anstrengend und widerlich fanden: Sie hießen Sean, Chris und Eddi und leben 40km südlich von Queenstown. Alle drei in unserem Alter, aber komplett anders als wir. Die Herren haben schon eine gute Drogenkarriere hinter sich, teilweise waren sie im Gefängnis, teilweise sind sie schon Väter. Sean, der eigentliche Host, will aber seine Gefängnis Vergangenheit hinter sich lassen und neu anfangen. Das finde ich ja super, wenn jemand sein Leben verändern will! Wir erlebten ihn auch als sehr hilfsbereit.
Es gab nur leider auch immer wieder Momente, in denen wir daran zweifelten, dass die Jungs auf einem guten Weg waren. Ich möchte dir ein paar „Highlights“ von den Jungs aufzählen:

  • Wir waren am Strand und zwei von ihnen begannen Mushrooms zu nehmen und literweise Wodka zu trinken
  • Einer der beiden baggerte jede Frau an, die ihm über dem Weg lief
  • Kiffen stand an der Tagesordnung
  • Sie nahmen uns mit auf eine Party und einer der Jungs wollte nach Hause fahren. Nachdem ich gesehen habe, was sie alles eingeworfen haben, bin ich mit dem Auto nach Hause gefahren, natürlich nüchtern!

Ja, das war eine aufregende Erfahrung. Für mich hatte es zur Folge, dass ich als alleinige Frau oder als zwei Freundinnen nicht Couchsurfing bevorzuge. Ich würde zum Hostel oder Airbnb tendieren.
Wir waren auch sehr froh, als wir ins Hostel umziehen durften und weg von der Drogenbude gekommen sind!

Die Erfahrung hatte aber auch etwas Schönes: Kingston, der Ort, war wirklich sehr schön. Ohne die Jungs wären wir dort wahrscheinlich nicht hingefahren. Für mich war das der perfekte Ort um auch Abschied von meiner Verwandten zu nehmen, da ich die Beerdigung in Deutschland ja verpasst habe. Ich habe direkt am See „Wakatipu“ ein kleines Grab hergerichtet. Das tat ich abends, alleine, still und leise. Und es tat gut. Endlich konnte auch ich mich verabschieden.

Jobsuche

Wir kamen Freitags in Queenstown an und sowohl Damaris als auch ich hätten eigentlich Vorstellungsgespräche gehabt. Beides lief schlecht, da Damaris wurde nur angeschrien wurde und bei mir hatte das Geschäft das Gespräch vergessen. Am nächsten Tag haben wir 16 Bewerbungen ausgedruckt, in der Hoffnung einen Job zu finden. Ich würde ja gerne in einer Bar oder Restaurant arbeiten. Das Problem ist jedoch, dass in dem Bereich nur Bewerber gesucht werden, die entweder Vorkenntnisse haben oder Muttersprachler sind. Das bin ich leider beides nicht.
Wir wurden beide sehr gemustert, da man hier sehr auf das Äußere wert legt. So hieß es, wir mussten erstmal mit unserem freundlichen und gepflegten Auftreten die Chefs begeistern. Das haben wir auch teilweise geschafft, nur waren dann die Probleme: manche sind derzeit voll besetzt, manchen passt es mit meiner Vorerfahrung nicht, manche wollen sich nochmal bei mir melden, manchen reichen meine Referenzen nicht, weil sie in Deutschland geschrieben worden sind (obwohl sie auf englisch waren!). Mich schlauchte das Ganze sehr und ich bin niedergeschlagen. Damaris hatte mehr Glück und ergatterte sich noch am gleichen Tag eine Hospitation für den nächsten Abend.

Neben der Jobsuche versuchen wir auch ein bisschen Queenstown kennenzulernen. Tagsüber waren wir am Strand und abends war ich im Fitnessstudio oder wir haben im Hostel gechillt.
Hier mal ein paar Eindrücke von Queenie (Abkürzung von Queenstown).

In der ersten Woche war ich immer noch ziemlich deprimiert, denn der einzige Job, den ich hatte war Gläser polieren über eine Zeitarbeitsfirma. Darüber lernte ich die liebe Lara dort kennen, mit der ich einiges in Queenstown unternahm.

Ende der Woche rief mich dann der organische Laden „Thai-2-go“ an, der Thai Essen zum liefern anbietet. Sie entschuldigten sich mein Vorstellungsgespräch vergessen zu haben und luden mich zum Probearbeiten ein. Ich bestand und habe endlich einen Job! Juhu!

verfasst am 3.Februar 2018 in Queenstown

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