Um nach Bulgarien einzureisen, entschieden wir uns den Bus von Nis nach Sofia zu nehmen. Angeben war eine Busfahrzeit von 3 Stunden. Also gut, los geht es mit einem Kleinbus. Bis zur Grenze waren wir auch sehr pünktlich, dann ging aber die grosse Warterei los. Schon an der serbischen Grenze mussten wir ein bisschen warten. Das war aber nichts im Vergleich zu dem was uns an bulgarischen Grenze erwartete! Vor uns waren 4 grosse Reisebusse und bei dem einen gab es wohl Probleme. Was bedeutet, dass wir 3,5 Stunden an der Grenze warten mussten. Am Anfang war das noch ganz nett, es gab eine Toilette und wir haben draussen unsere Snack zu Abend gegessen und dann einer Volleyballcrew beim Spielen zugeschaut. Aber dann ging die Sonne langsam unter, mir wurde kalt und die Toiletten wurden abgeschlossen…Als wir endlich drankamen, jubelten wir.
Wir kamen um 22:45 Uhr in Sofia an und liefen zu unserem Hostel. Der Weg zum Hostel war seltsam, die Strasse war total leer, wenig beleuchtet und auch die Häuser wirkten sehr verlassen… Wo sind wir denn hier gelandet?
Im Hostel angekommen, wurden wir erstmal mit den Regeln konfrontiert. Wir hatten im Vorhinein schon gelesen, dass es viele Regeln gebe, dennoch waren wir überrascht wie streng sie durchgesetzt wurden. Die Hostelinhaberin lief nämlich durch die Gänge und sagte ständig „psssst“, was zu einem kleinen Insider von allen Hostelbewohnern wurde 😉 An dem Abend lernte ich noch einen Italiener kennen, der ebenfalls spät in Sofia angekommen und irritiert von der Leere der Stadt war. Wir hofften beide, dass wir morgen positiv überrascht werden.
Rundgang durch die Stadt
Und das wurde ich auch! Felix und ich starteten am nächsten Tag mit einer Sightseeing Tour. Unser Hostel liegt direkt im Zentrum, sodass wir alles gut zu Fuss erreichen konnten. Wir begannen im Regierungsviertel, besuchten die heilige Sofia, liefen die Fussgängerzone ab, schauten uns den Kulturpalast an und natürlich die bekanntesten Kirchen der Stadt.
Sofia ist eine sehr angenehme und entspannte Stadt. Den Trubel, den ich sonst aus anderen Hauptstädten kenne, gibt es hier nicht. Oder zumindest nicht dort, wo wir unterwegs waren. Der Verkehr hält sich in Grenzen und wirkt für osteuropäische Verhältnisse gesittet. Die Stadt ist sauber, wenig Dreck liegt herum. Die Gebäuden sind sehr schön restauriert und die Menschen laufen entspannt, weniger hektisch durch die Gegend. Gefällt mir gut! Wenn du jedoch auf der Suche nach Party machen bist, bist du falsch in der Stadt. Natürlich gibt es Bars, Kneipen und Diskotheken, aber nicht in dem Masse, dass sich ein Partyurlaub in der Stadt lohnen würde. Da würde ich dir eher Belgrad empfehlen.
An dem Tag gingen wir auch an einer Autovermietung vorbei um uns nach Preisen und Verfügbarkeit zu erkundigen. Das günstigste Auto kostete 40 Euro pro Tag. Wir hatten vorgehabt damit zu den Rila Seen und zur Monasterie zu fahren. Wir entschieden uns letzendlich dagegen, weil es uns zu teuer war und wir erstmal das Pirin Gebirge abwarten wollen. Stattdessen haben wir noch eine Nacht in Sofia dazu gebucht um in dem Vitosha Nationalpark zu wandern. Sofia liegt nämlich echt super. Die Stadt grenzt direkt an den Nationalpark, zu dem man einfach mit dem Bus fahren kann.
Am Abend sind wir noch mit zwei Männern aus unserem Dorm in eine Bar gegangen, die sich „travellers club“ nennt. Die Bar hat allerlei Reisematerial herumliegen und viele Reiseführer zum Lesen. Sie bieten auch Motto Abende zu verschiedenen Reiseländern an. Echt cool! Der Abend war sehr witzig und wir haben Reisegeschichten ausgetauscht mit Phil, einem Belgier, der durch Osteuropa zwei Monate reist, und Jon, der seine grosse Europareise macht. Phil liebt genauso wie ich authentische Blog und führt auch einen. Wir meinen damit, dass viele Blog sehr „euphorisierend und optimistisch“ sind und zum Ziel haben, den Leser dazu zu bewegen, unbedingt das Land besuchen zu wollen. Authentische Blogs machen das nicht, sondern berichten über pro und contra, so wie unsere 🙂
So berichte ich jetzt nämlich davon, dass es eine Regel in Bulgarien gibt, die besagt, dass Bars um 23 Uhr unter der Woche schliessen müssen. Auch sind die Bewohner dazu verpflichtet, ab 23 Uhr leise zu sein. Das ist auch der Grund wieso es unserer Hostelbesitzerin so wichtig ist, leise zu sein. Die Nachbarn verpfeiffen nämlich sehr gerne, was zu einer nicht so schönen Atmosphäre beiträgt. Das finde ich sehr schade! Von daher endete unser Barabend früh…
Vitosha Nationalpark
… sodass wir am nächsten Tag fit für die Wanderung im Vitosha Park waren. Es ging zunächst mit dem Bus nach oben zum Hotel Moreni und von dort zu Fuss weiter zum „Kamen Peak“. Die Wanderung fand auf einer Hochebene statt und ich fand die Vegetation wunderschön.
Auch der Ausblick vom Kamen Peak war richtig schön: wir konnten über Sofia blicken, was von oben gar nicht so gross erschien. Auf den Felsen machten wir auch unsere Mittagspause.
Der zweite Teil der Wanderung war der Abstieg über die Boyana Wasserfälle und See bis nach Sofia zurück.Die Wanderung ging durch den Wald und wir waren meist alleine unterwegs, so viele Menschen sind nicht gewandert. Am Boyana Wasserfall sind wir aber auf mehrere Menschen gestossen.
Der Wasserfall war schön, selbst wenn er nicht so viel Wasser hatte:
Danach sind wir noch zum Boyana See, wo zusammen mit einer Gruppe von Kindern einen Frosch beim springen beobachteten.
Wir sahen auch ein Eichhörnchen, das waren die einzigen Tiere der Wanderung. Die Wanderung dauerte 4,5 Stunden. Da es 1000m bergab waren, habe ich es ziemlich in den Knien gemerkt… Wir kamen sehr müde im Hostel an, duschten, gingen indisch essen und dann ab ins Bett.
Am nächsten Tag wachte ich mit Muskelkater auf, na toll… Ich verabschiedete mich von unseren Dorm Mitbewohnern, die in dem Hostel echt super waren. Das ist nämlich nicht selbstverständlich. Felix und ich haben bisher keine anderen Paare in den Hostels getroffen, was uns sehr wundert. Wir scheinen daher ein wenig exotisch zu sein… Sobald ich ins Gespräch mit anderen komme, ist meist die zweite oder dritte Frage „is this your boyfriend?“. Sobald ich bejahe, beenden dann insbesondere die jüngeren Reisenden relativ schnell das Gespräch. In unserem Dorm in Sofia war es anders, die Mitbewohner waren alle etwas älter (zwischen 30-40 Jahre) und hatten damit gar keine Probleme. Was ich total angenehm fand, den ich unterhalte mich ja gerne.
Der Skiort Banski
Zurück zur Weiterreise. Unser nächster Halt war Bansko. Der Busbahnhof in Sofia war etwas chaotisch, weshalb wir verpeilt herum gelaufen sind. Felix wurde dann von einem Mitarbeiter (!?) angesprochen, der uns half. Mir kam er direkt schon so überfreundlich vor, aber ich dachte mir nichts weiter… Bis er Geld von Felix wollte. Felix verneinte, worüber der Kerl sich zwar aufregte, aber er wurde nicht ausfallend… Zu dem Zeitpunkt bestätigte dies auch mein Eindruck, den ich von den Bulgaren hatte: unfreundlich. In Bansko ging es auch leider erstmal so weiter. In den Geschäften wurden Augen gerollt, wenn ich nichts verstanden habe. Mein Lächeln oder mein „dobre den“ (Guten Tag) wurde auch selten erwirdert. Was ist denn nur los mit den Menschen hier?
Was sehr schön ist, ist die Altstadt von Bansko. Total schön gemacht und man hat tolle Ausblicke auf die Berge.
Auch unser Aparthotel, in dem wir sind, ist sehr schön. Da es ausserhalb liegt und im Sommer deshalb schlecht gebucht wird, haben wir ein kostenlose upgrade bekommen: ein tolles Appartment mit zwei Zimmer und Zugang zum Wellness Bereich. Super! Den Pool haben wir natürlich auch jeden Tag fleissig benutzt.
Welche Aktivitäten wir in Bansko unternommen haben, erfährst du im nächsten Beitrag.
verfasst am 24.Juli 2022 in Bansko