Wenn du meine Reise mitverfolgst, merkst du bestimmt, dass es auf allen Kanälen sehr ruhig war. Ich hatte eine harte Zeit und hab die Zeit für mich gebraucht. Nun bin ich zurück und möchte dich daran teilhaben lassen, was passiert ist. Ich finde es wichtig drüber zu schreiben, zum einen, um damit abzuschliessen und zum anderen weil es zum Reisen dazugehört und für die meisten Menschen dieser Welt Teil ihrer Lebensrealtität ist. Nun, was ist passiert? Lass uns nochmal zurück nach Chiapas gehen:
San Cristobal de las Kakas
Es heisst eigentlich „de las casas“, jedoch finde ich nicht, dass das passt. „Casa“ heisst übersetzt „zuhause“ und damit assoziiere ich einen gemütlichen Wohlfühlort. Das passt für mich hier nicht, weil dieser Ort brutal für den Körper ist und ich von einer Reise dorthin ABRATE!
Denn sehr viele Menschen bekommen dort Verdauungsprobleme. Es erwischt jeden, egal ob Reisender oder Einheimischer. Wie kann das sein? Das, was zum Leben unabdingbar ist, ist hier sehr stark kontaminiert: Wasser.
Es ist voller Bakterien und Parasiten. Unter strengsten hygienischen Bedingungen könnte man es vielleicht vermeiden, aber ich weiss ehrlich gesagt nicht wie das umsetzbar sein sollte, denn dann könnte man ja dort noch nicht mal duschen. Es ist grausam! Wenn dich die Thematik mehr interessiert, kannst du gerne ein bisschen googeln, dann wirst du auch fündig wieso das Wasser dort so kontaminiert ist. Und mir wurde hier wieder deutlich: Reisen ist mehr als ein paar schöne Orte, nette Bekanntschaften und gutes Essen. Reisen ist, die Welt in all seinen Facetten kennenzulernen.
Die Höllenfahrt
In unserer letzten Nacht in San Cristobal de las Casas wachte ich mit Bauchschmerzen auf und bekam ein bisschen Durchfall. Als uns das Shuttle nach Guatemala abholte, fühlte ich mir aber noch fit genug für die Fahrt. Von wegen… Stunde für Stunde baute ich immer mehr ab. Der Durchfall wurde massiver, meine Bauchschmerzen gingen nicht mehr weg und eine Übelkeit gesellte sich dazu. Und all das in einem Minibus ohne Toilette. Es war schrecklich! Aber es wurde noch schlimmer… Als wir an der mexikanischen Grenze ankamen, bekam ich Schüttelfrost und Fieber. Den Grenzbeamten war das egal, aber ich hatte Sorge vor den Guatemalteken. Ob sie eine kranke Person ins Land lassen? Mit aller Kraft stand ich aufrecht und freudig grinsend vor ihnen und bekam glücklicherweise den Stempel. Freuen konnte ich mich nicht, da mein Kreislauf zusammenkrachte. Ich hatte weder Nahrung noch Wasser in mir behalten und mein Fieber sank nicht. Eigentlich wären wir an der Grenze direkt in das neue Shuttle zum Lago de Atitlan gestiegen, aber es hatte 3 Stunden Verspätung! Es waren grauenvolle Stunden, in denen ich immer wieder zu Felix sagte, er solle mich von dem Albtraum befreien. Ich begann auch zu weinen, denn ich hatte Sorge, dass mein Körper es nicht mehr weiter schafft. Die mexikanisch-guatemaltekische Grenzregion ist tagsüber zwar angenehm, aber nachts ist es sehr gefährlich, insbesondere für Touristen. Wenn mein Körper es nicht schafft, dann…. NEIN! Kein Gedanke an den worst case verschwenden, denn ich schaffte es! Ich weiss bis heute nicht wie, aber nach 14 Stunden Höllenfahrt kam ich im Lago de Atitlan an.
Erst in den Momenten, in denen man stark sein muss, merkt man erstmal wie stark man wirklich ist.
Es ist noch nicht vorbei
Am nächsten Tag ruhte ich mich aus. Das Fieber war zum Glück weg, aber ich fühlte mich dennoch nicht gut. Deshalb entschieden wir am darauffolgenden Tag ins Krankenhaus zu gehen. Der Arzt sprach ein bisschen Englisch und nahm eine Probe vom Blut, Stuhl und Urin. Das Ergebnis: schlimme Salmonellenvergiftung, ein Parasit und Harnwegsinfektion. Glaub mir, so eine Diagnose will man 1. nicht bekommen und 2. nicht in einem guatemaltekischen Provinzkrankenhaus erhalten. Wir waren verunsichert und da in grosser Not gute Freunde für einen da sind, riefen wir unseren Arztfreund Jonas an. Er beruhigte uns und ich liess mir danach Antibiotika geben. Ich blieb über Nacht im Krankenhaus, was eine sehr krasse Erfahrung war. Um es kurz zu halten: sie haben sich bei meiner Infusion verstochen, ich musste mehrfach um Desinfektionsmittel bitten, die Frau neben mir bekam ein Baby und keiner sprach Englisch. Als Felix am nächsten Morgen vor mir stand und mich mitnahm, war ich sehr erleichtert.
Die Regeneration
Wir blieben eine Woche in Panajachel. Ich ruhte mich aus und Felix unternahm eine Wanderung im „Reserva Natural“. Er sah auch unsere Bekannten aus Kirgisistan wieder. Jedoch nur kurz, da auch sie an einem Parasiten erkrankten…
Danach entschlossen wir uns in einen ruhigen Ort direkt am See zu wechseln. Wir fuhren mit dem Boot nach „Jaibalito“. Dort wurden wir von der lieben Melinda, Nena (ihrer Hündin) und zwei Welpen begrüsst. Während Felix es genoss zu wandern und in den See zu springen, lag ich in der Hängematte und kuschelte mit den Hundis.
Um wieder in den Reisealltag zu kommen, machten wir auch einen Bootsausflug nach San Juan und San Pedro de la Laguna. Die Orte hatten jeweils ein paar Touristenstrassen, die schön bunt und voller Restaurants und Souvenierläden waren.
Läuft man aber ein bisschen weiter, ergibt sich ein anderes Bild: einfache Häuser, dreckige Strassen und Armut. Das haben wir auch in Jaibalito festgestellt. Die Unterkunfte dort werden von Ausländern, meist Amerikanern, betrieben und sehen gut aus. Dahinter kommen die einfachen Hütten der Einheimischen, die aus ihrer Armut nicht rauskommen, weil sie keine Einnahmen vom Tourismus haben. Ein sehr trauriges Bild! Die Atmosphäre hat uns beiden deshalb nicht gefallen.
Am letzten Tag in Jaibalito habe ich einen Termin mit einer deutschen Osteopathin gehabt. Ja, du liest richtig, Deutsche sind zum Glück überall! In meinem Fall hatte die Frau eine super Ausbildung in Deutschland genossen und noch drei Jahre Berufserfahrung mit Parasiten. Ihre Behandlung war super und sie gab mir wichtige Informationen rund um das Thema und half mir meine Symptome einzuordnen. Sie nahm mir auch ein bisschen die Angst vor einer erneuten Ansteckung, da sie mir allerlei naturheilkundliche Mittel empfahl.
Seitdem habe ich all diese Zutaten in meinem tägliche Speiseplan hinzugefügt: roher Knoblauch, Kokosöl, Papayakerne und Heilerde. Lecker ist es nicht, aber meinem Darm gefällt es und das ist die Hauptsache.
Goodbye Guatemala
Gestärkt sind wir dann weiter nach Antigua mit dem „Chickenbus“ gefahren. Die Busse heissen hier so, weil auf sehr engem Raum sehr viele Menschen sind. Voll war unser Bus nicht, aber es erinnerte mich an eine Achterbahn, weil die Sitze rutschig waren und wir in jeder Kurve hin und her geschleudert wurden. Witzig! Antigua war unser letzter Ort in Guatemala und hat uns wieder nicht so gefallen. Die meisten Touristen unternehmen hier zwei Vulkanwanderungen, für die aber meine Kraft nicht ausreichte und Felix keine Lust hatte. Wir schlenderten also durch die Stadt, die grosse Ähnlichkeit mit mexikanischen Städten hatte (bunte Häuser, Kopfsteinpflaster etc). Auch liefen wir auf einen Aussichtsturm und hatten das Glück am letzten Abend noch die Vulkane Agua, Fuego und Acatenango zu sehen. Wir merkten aber sehr, dass es Zeit war das Land zu verlassen, da uns Guatemala nicht gefallen hat und wir dringend wohin wollten, wo wir uns wohl fühlen. Ein kleiner Spoiler: das nächste Reiseland gefällt uns sehr gut 😉
verfasst am 1.Mai 2023 in Juayua
Hallöle,
bin beim Surfen zufällig auf deinen Post zu Guatemala gestossen. Ich finde du schreibst sehr plastisch und lebendig. Schade das dir Guatemala nicht so gut gefallen hat und die Darminfektion dich ausgeknockt hat. Das könnte aber überall in Mittelamerika passieren. Ich hatte 2x Amöbenruhr, 1x Hepatitis und 1 x Salmonellen in CA. Von den vielen sonstigen Durchfallerkrankungen nicht zu reden. Trotzdem bin ich immer noch Guatemalafan. In San Cristobal hatte ich bei 3 Besuchen nie Probleme mit dem Darm.
Nicht falsch verstehen! Bei deiner Beschreibung der Nacht im Hospital, musste ich schmunzeln. Es erinnert mich an eine Szene aus „man spricht deutsch“. Der Schwager war 1 Woche in einem italienischen Hospital. Nur unter Ausländern! Keiner sprach Deutsch! Alles Italiener! Wie grausam.! In Mittelamerika sollte man Spanisch sprechen, dann ist alles nicht so schlimm.
Weiter schöne Reisen
Frank
Hallo Frank,
schön, dass du den Weg zu meinem Blog gefunden hast und herzlichen Dank für deinen Kommentar.
Ohje, da hast du auch schon einige unschöne Krankheiten in Mittelamerika erlebt. Ist schon eine Herausforderung! Ich hoffe, du hast alles gut überstanden. Finde es super, dass es du dennoch weiterhin hierher reist und sogar Fan von der Region bist.
Den Film kenne ich leider gar nicht, sollte ich mir aber wohl mal anschauen 🙂 Ich spreche sogar Spanisch, aber für einen Krankenhausaufenthalt hat es nicht gereicht, leider.
Alles Gute dir,
Svenja