Das habe ich mich tatsächlich sofort gefragt! Ich war darauf vorbereitet, dass es eine krasse Erfahrung wird, aber dass es sooo krass wird hätte ich nicht gedacht, denn es fing mit einem großen Schock an:
Wir hatten in Hong Kong sehr pünktlich unser Boarding… Und dann saßen wir im Flugzeug und nichts passierte. Ich wurde immer nervöser, weil ich nur eine Stunde zum Umsteigen in Neu Delhi hatte, denn ich musste noch weiter nach Dehradun! Zu meiner großen Besorgnis stellte ich fest, dass wir 1,5 Stunden später gestartet sind und ich somit KEINE Chance habe, meinen Anschlussflug zu erwischen. Mein Bauchgefühl schlug auch sehr Alarm, als wir losflogen… War Indien vielleicht doch die falsche Entscheidung? Wir kamen in Neu Delhi an und dann wurde mir mitgeteilt, dass es erst in ein paar Stunden einen Flug nach Dehradun gibt und ich somit nun dort landen werde, wenn es dunkel ist! Ich bekam wirklich Angst. Neben mir stand eine weitere Frau, die Angst hatte: Jancy. Auch sie wollte zur Yogaausbildung nach Rishikesh und machte sich Sorgen. Wir vereinten uns, denn gemeinsam ist man ja weniger alleine.
Als wir dann endlich im Flugzeug nach Dehradun waren, war ich kurzzeitig sehr beruhigt. Um dann in Dehradun die absolute Krise zu bekommen! Denn alle Yogis, die mit mir geflogen wurden, wurden abgeholt nur ich nicht. Ich stand alleine da und der „Flughafen“ bestand aus einem Schalter, der bereits geschlossen war, einem Gepäckband und einer Toilette. Das wars. Und mein Telefon funktionierte ebenfalls nicht, das heißt ich konnte noch nicht mal meine Yoga Schule anrufen. Jancy kam wieder zu mir und meinte, sie werde nun von dem Taxifahrer ihrer Schule in die Stadt gebracht, was mit mir sei. Ich sagte, mich hole keiner ab. Ich bat einen Taxifahrer mich trotzdem nach Rishikesh zu fahren, da ich nicht alleine an dem Flughafen bleiben will. Das tat er auch und so setzte ich mich einfach in das Taxi… Voller Ungewissheit wie es wohl in der Stadt weitergehen würde.
Er ließ mich dann dort raus, wo alle anderen Yogis auch ausstiegen und ich lief einfach in das nächstbeste Hostel. Dort erfuhr ich, dass meine Yogaschule den Namen gewechselt hat (vielen Dank, dass man mir NICHT Bescheid gegeben hatte!). Sie haben mir dann den Weg gezeigt. Kaum bin ich an der Yogaschule angekommen, stand Jancy wieder vor mir! Wir hatten die gleiche Yogaschule ausgesucht, nur wusste sie von der Namensänderung und ich nicht…
Eine aufregende Zeit
Nun zu meiner Zeit hier in Indien: es ist sehr spannend den Straßenverkehr zu beobachten. Die Straßen sind nämlich meist nicht geteert, sehr eng und man teilt sich sie mit Menschen, Autos und Kühen. Einmal ist es mir passiert, dass ich über die Straße schnell gelaufen bin und mir dabei meine Tüte vom Einkauf geplatzt ist. Witzigerweise haben alle kurz angehalten und einige haben mir beim Auflesen geholfen! So schnell legt man hier den Verkehr lahm.
Die Brücken sind in Indien auch sehr spannend. Hier versammeln sich Menschen, Motorräder und allerlei Tiere. Auf der Brücke bin ich auch mehrmals angefasst worden, denn die Inder sind ganz begeistert von meiner Hautfarbe und möchten sie unbedingt mal „anfassen“
Stromausfall steht an der Tagesordnung… An guten Tagen sind es ca. 10 Ausfälle😂 Tagtäglich haben wir auch ein heftiges Gewitter, was die Temperaturen für zwei Stunden abkühlen lässt und dann ist es wieder richtig heiß.
Hier ein paar Eindrücke noch von Rishikesh:
Unternehmungen
Am liebsten gehe ich in Rishikesh einkaufen oder Cafe trinken. Es gibt hier richtige leckere Kuchen, da muss man wirklich aufpassen, dass man nicht noch zunimmt, trotz der vielen Bewegung!
Am ersten freien Tag war ich im heiligen Ganga Fluss raften. Wir haben die ganze Zeit irgendwelche Spielchen auf dem Boot gemacht und getanzt, das war sehr witzig. Bei der einen Stromschnelle mussten wir sogar ins Wasser. Sehr aufregend im ersten Moment, aber dank unserer Schwimmwesten hat es super viel Spaß gemacht.
Danach sind wir zum Beatles Ashram. Das war ganz nett, aber so richtig begeistert hat es mich nicht, da man merkt, dass sich die Inder nicht darum kümmern. Es zerfällt ziemlich.
An dem nächsten freien Wochenende waren wir im Himalaya Gebirge wandern. Jancy und ich hatten das mit der Küchenkraft der Yogaschule, Rohit, vereinbart. Wir hatten ihm erzählt, dass wir Hiken gehen wollen und daraufhin meinte er, dass wir das gemeinsam machen können. Wir freuten uns sehr über seine Gastfreundlichkeit und er begann den Trip zu organisieren. Kurz darauf wurde Rohit von der Yogaschule gefeuert, was ich sehr unyogisch fand. Der Inhaber der Schule argumentierte damit, dass es Rohit nicht zustehe einen Ausflug mit Gästen zu machen. In Indien gibt es immer noch eine gewisse Rangordnung, wenn man sich nicht daran hält, hatte man die längste Zeit einen Job. Wir ließen uns den Ausflug trotzdem nicht nehmen und hatten viel Spaß!
Wandern im Himalaya
Es ging morgens um 4 Uhr los. Rohit kam mit seinem Freund und einem Taxi. Gemeinsam fuhren wir dann auf den Kunjapuri Berg hinauf. Leider ist die Luft hier so dermassen schlecht, dass überall der Smog in den Bergen hängt und wir keine klare Sicht hatten. Aber gerade das hat den Anblick so mystisch gemacht, fand ich. Wir sind dann auch in den Tempel gegangen und durften an einer kurzen Zeremonie teilnehmen. Danach sind wir 1300 Höhenmeter heruntergewandert. Dabei kamen wir durch verlassene Bergdörfer, einsame Wanderwege und genossen einfach nur die wunderschöne Stille um uns herum.
Das ist echt eine Wohltat für die Ohren, denn Rishikesh ist nämlich immer laut und dreckig. Mal ein bisschen Natur zu sehen, während alles still um einen herum ist, ist echt wunderbar! Wir waren sogar im Wasserfall baden. Selbstverständlich in voller Montur, denn wir sind ja in Indien, da darf man nicht so viel Haut zeigen.
Wir kamen danach fix und fertig im Hostel an und sind erstmal schlafen gegangen. Ich sage dir, es ist einfach so eine krasse Hitze hier! Man kann da echt nichts mittags machen. Abends wollten wir eigentlich zu einer Zeremonie gehen, aber es zog ein ziemlich starker Sturm auf und wir haben dann nichts mehr besonderes gemacht.
An diesem Abend klopfte es noch spätabends an meiner Tür und ich öffnete in meinem kurzen Schlafanzug. Ich dachte es sei jemand von der Gruppe und habe mich sehr erschrocken, als ich sah, dass die indische Polizei vor mir stand! Die Polizisten waren genauso erschrocken, da ich in ihren Augen ja nur spärlich bekleidet war! Ich fragte was denn los sei und die Polizisten meinten, sie wollten nur kontrollieren, ob ich auf meinem Zimmer sei… Was war denn das?
An einem weiteren freien Abend sind wir zu einer Lichterzeremonie an den Ganges gegangen. Wir haben uns dort so kleine Päckchen gekauft, die wir zu Ehren von Shiva dann in den heiligen Fluss gesetzt haben. Es waren sehr viele Menschen vor Ort, da war ich etwas überfordert mit all den Eindrücken.
Meine letzte Woche in Rishikesh verbrachte ich damit, ein paar Dinge auszuprobieren: so lies ich mich wegen meiner Verspannungen vom Yoga massieren. Dann besuchte ich einen Klangschalen Abend, wodurch mein Körper so richtig entspannt wurde. Und ich habe mir Tarrot Karten lesen lassen. Das war schon sehr beeindruckend, was sie alles zu mir sagte, aber auch etwas komisch, wenn eine fremde Person so viel über einen weiß…
Morgen geht es dann in die Hauptstadt von Indien nach Delhi. Ich bin gespannt was mich hier erwarten wird!
verfasst am 24. Mai 2018 in Rishikesh